Einkaufssamstag

Man kommt ja nicht wirklich drum herum, auch wenn wir es versuchen. Aber der Kaffee war fast alle, und die Milch komplett aus, und ohne das ist ein Wochenende nicht denkbar. Also ab in den Supermarkt mit vorherigem Frühstüksabstecher zur Bäckerei mit Cafe, wo wir sowieso Sonderrechte haben. „Ach, ihr seid Moni’s Eltern?“ … „Sie sieht wirklich aus wie ihr Papa!“ … „Auch so unrasiert?“

Kaum saßen wir mit unseren Milchkaffees und den frisch geschmierten Brötchen unserer Wahl, als eine junge Frau mit Tablett suchend herum stand und offenbar unschlüssig war, wo sie nun sitzen könnte. Ich zog den Stuhl  neben mir heraus und sagte ihr, dass wir nur an Dienstagen beißen. Sie schaute verwirrt, was aber daran lag, dass sie Engländerin ist und kein Wort verstanden hatte. „We bite only on Tuesdays!“ übersetzte ich hilfsbereit, worauf sie lachte und erzählte, dass sie und ihr Ehemann (der aber nicht auftauchte) wegen business in Deutschland wären, das Wetter aber hier ja aber überraschend schlechter ist als in England selbst. Dann halfen wir ihr noch mit dem WiFi-Passwort, das man nur auf den Bäckerrechnungen findet, wenn man es weiß. 

In den Schluchten des Supermarktes angekommen verschwand dann mein Knuffel, gerade, als ich fragen wollte, ob er damit einverstanden ist, dass wir nicht die Granny Smith Äpfel nehmen, sondern die anderen. Die Frau, die neben mir stehend ich irrtümlich für Knuffel hielt, meinte aber, dass ich mit den anderen Äpfeln auch nicht falsch liegen würde. Äpfel sind immer gut. 

Am gigantischen Marmeladenregal gab es keine Diskussion; Hagebuttenmarmelade ist seit Monaten mein Favorit. Allerdings sah eine Mutti ziemlich überfordert aus mit der Wahl, bis ich ihr einfach auch eine Hagebuttenmarmelade in den Einkaufswagen legte mit dem Hinweis, dass sie diese Sorte nicht bereuen wird, denn sie ist sowohl süß aber nicht zu süß. Ihre Familie wird sie lieben. Sie verließ erleichtert das Marmeladenregal.

Am Käseregal stand ein Ehepaar, der Mann schaute auf die vielen Käsesorten während seine Frau verzweifelt auf ihrem Handy herumtippte. Ich griff den Grünländer-Käse mit Paprika und Chilli und erklärte, dass der absolut empfehlenswert ist. Der Mann bekam einen sehnsüchtigen Blick, aber sein Frauchen erklärte, dass sie keinerlei Käse essen kann, es sei denn, er ist geschmolzen auf der Pizza. „Und ihr Mann darf deswegen keinen Käse essen?“ „Doch, na klar Schatz, wenn du den Chilli-Käse probieren willst, dann nimm halt einen mit!“ Ehemännchen schaute sehr dankbar, als ich zum Eierstand weitertrottete. 

Eier-Einkauf ist eine Sache des richtigen Eies, natürlich Bio und Frei und von glücklichen Hühnern. Wir schauten uns die Eier an. Eines war verschrumpelt in der Packung. Von da an war es wie ein Memory-Spiel: In welcher Packung war das verschrumpelte Ei noch mal? Als ein Miteieinkäufer genau DIE Packung mit dem verschrumpelten Ei griff und NICHT hineinschaute, hielt ich es für meine Pflicht ihn darauf aufmerksam zu machen, dass er im Begriff ist, ein verschrumpeltes Ei zu kaufen, während Knuffel mich lachend anmauzte, dass ich doch nicht fremde Männer auf verschrumpelte Eier hinweisen könnte. Der Miteinkäufer nahm dann eine andere Eierpackung. 

Am Schrubber-Stand war ich dann mal wieder auf der Suche nach dem passenden Stiel für meinen kaputten Vileda-Schrubber, aber der Supermarkt unseres Vertrauens hat nur die grüne Gegenmarke. Ein Opa stand auch vor den Putz-Utensilien, während ich noch vor mich hinmurmelte, dass ich mal wieder nicht nachgeschaut habe, ob eventuell die Chance besteht, dass der Fremdfirmen-Schrubber-Stiel eventuell doch passen könnte. Opi fühlte sich angesprochen (ich konnte diesmal nichts dafür!). „Sprechen Sie mit mir?“ fragte er, worauf ich ihm mein Dilemma mit dem Vileda-Schrubber-System erklärte. „Können Sie nicht analog wischen? Also wie früher, schlicht mit einem Lappen?“, warf er ein. Was ich könnte, aber es ist anstrengend. Die neuen Systeme haben ihre Vorteile – so lange wie sie nicht kaputt gehen. „Glauben Sie mir, es ist einfacher mit so einem Wisch-System zu wischen, ihre Frau und deren Rücken werden Ihnen dankbar sein.“ Wir beschauten noch zusammen diverse Schrubber-Systeme und er gab mir schmunzelnd den Ratschlag, doch meinen Mann auf altmodisch wischen zu lassen, bis ich meinen Stiel gefunden haben würde. „Aber der muss schon kochen!“ „Ach so, na dann …!“ Opi schlurfte dann mit seinem eigenen Schrubbersystem in Richtung Kasse. 

An der Kasse gab es nicht genügend Kundenabtrennstäbe, so dass ich die Gurke des Kunden vor mir schlicht zur Grenze erklärte. „Sie haben doch nichts dagegen, dass wir Ihr Gemüse als Abtrenngurke missbrauchen?“ Er hatte nicht. Knuffel stöhnte. 

Endlich hatten wir unseren Einkaufsamstag hinter uns. So schlimm war es gar nicht. Man kann interessante Menschen treffen. 

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