Weggelaufen – aber nirgendwo angekommen

Jetzt ist es soweit …. ich bin geflüchtet, musste raus, weg, weglaufen … fort von der Familie, die nicht verstehen will oder kann.

Was ist passiert? Ich hab die Tür-Klingel überhört. Ich wusste nicht einmal, dass Knuffel fort war, um M. zu holen. Ich war total versunken in SPN, abgetaucht, um die Spoilerbilder aus meinem Kopf herauszubekommen. Dann kamen sie nach hause und ich war völlig überrascht. Das erste, was Knuffel tat, war mich anzubrüllen, warum ich nicht die Tür geöffnet und beim Hereintragen der Sachen geholfen hätte! Jetzt bräuchte ich auch nicht mehr zu kommen. Eigentlich sollte ich ausziehen, denn ich wäre ja schon längst kein Teil mehr dieser Familie und kümmere mich auch nicht mehr darum!

Und da musste ich weglaufen!

Ich habe mir meine DVDs und den Laptop geschnappt, meine Zigaretten und etwas zu trinken, mich in den knarrenden kaputten Audi gesetzt und bin einfach losgefahren – ohne Ziel. Einfach nur weg. Die DVD’s deswegen, weil ich Angst hatte, dass sie sie in einem Anfall aus Wut zerstören könnten.

Jetzt stehe ich auf einem abgelegenen Parkplatz nahe dem See, an dem ich immer so gern gewesen bin. Regen tropft auf das Autodach und im Radio liest jemand aus einem Roman über verzweifelte Frauen. Ich höre die Worte, aber ich verstehe nichts. Tränen verschleiern die Sicht, doch es gibt sowieso nichts zu sehen. Ich rauche eine nach der anderen und überlege, mir eine Flasche Wodka zu holen. Aber ich bin ohne Geld und Geldkarte davon gestürzt.

Ich weiß nicht, wie lange der Akku des Laptops durchhalten wird. Und ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll. Zu meiner Freundin möchte ich nicht. Ich will nichts erklären müssen. Ich will einfach nur allein sein.

Wenn die Welt jetzt aufhören würde, sich zu drehen – es wäre mir egal.

Wenn meine Welt aufhören würde, sich zu drehen – niemand würde es merken.

Wenn ich mich einfach in Nichts auflösen könnte – niemanden würde es interessieren.

Und ich fühle mich schlecht, weil ich weiß, dass er mit seinem Vorwurf, längst kein Teil mehr dieser Familie zu sein, Recht hat. Ich sollte einfach gehen, verschwinden … mich auflösen.

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4 Antworten zu Weggelaufen – aber nirgendwo angekommen

  1. pittiger sagt:

    Hee. Auch wenn wir uns nicht kennen… jeder hat das Recht auf sein eigenes Stückchen Leben, auch wenn nur wenige verstehen, daß eine Fernsehserie eine sehr große Bedeutung für jemanden haben kann. *nick*

    … Meine Timeline hätte ein riesiges Loch. 😉
    … Ich würd auf die Schnauze fallen, wenn du die Welt anhälst! 😉

    Ist nur die Frage, ob du ein Teil sein willst…

  2. sajec sagt:

    Hi, pitti – danke. Manchmal stelle ich alles in Frage und die Antwort lautet zwischendurch auf alles NEIN. Wir werden sehen …

  3. Schaaaf sagt:

    Gut das ich dich kenne,
    von daher beunruhigt mich das was ich hier lese nicht. Das klingt ganz nach dir, du bist eben so wie du bist und das ist auch gut so. Seit ich dich kenne bist du phasenweise immer noch auf der Suche nach dir selbst und ich persönlich bin zu dem Schluss gekommen, das der Spruch „der Weg ist das Ziel“ besser zu dir passt als zu irgendjemandem sonst den ich kenne.
    Wo auch immer dein Weg dich hinführt bin ich für dich da, auch aus weiter Ferne.

    Aber ich kann auch deine Familie verstehen….ist zwar ein weit hergeholter Vergleich aber stell dir mal vor deine Tochter würde gemächlich aber bestimmt ein Suchtverhalten an den Tag legen…hmm…sagen wir mal Alkohol. Solange es noch nicht so schlimm ist würdest du die Sache noch mit Ermahnungen angehen, aber wenn sie so weit abrutschen würde das ihr der Alkohol wichtiger wäre als Familie und Freunde, was dann? Da ist so ein „Vorwurf“, kein Teil der Familie mehr zu sein, mal schnell gemacht und von aussen betrachtet auch durchaus begründet.
    Da ich deine beiden auch ein wenig kenne, sieht das was du in deinem Fall als „Vorwurf“ bezeichnest aus meiner Sicht eher wie ein Ausdruck der Sorge mit schlechter bzw. verzweifelter Wortwahl aus.

    lg
    Schaaaf

  4. Saŝa K. sagt:

    Ich habe das gelesen was du geschrieben hast. Ich habe auch das gelesen, was Schaaaf geschrieben hat. Ich bin aber auch 11 Jahre in der Zukunft. Aus meiner Sicht, bis du damals nicht weit und nicht konsequent genug weggelaufen. Schade, das ich aus der Zukunft deinem Vergangenheits-Ich keine Nachricht zukommen lassen kann. Sonst würde sie vermutlich so lauten: „Renn! Renn und hole dir dein Leben zurück, Werkarniggel. Es kann nur noch besser werden!“
    Das Gefühl, daß du da zu Anfang beschreibst, nennt man Flow. Man wird eins mit seiner Tätigkeit, geht in ihr auf und blendet alles außerhalb auf. Konzertpianisten brauchen das, um vor einer großen Menge spielen zu können. Programmierer brauchen das, um ein Programm schneller und effizienter Coden zu können. Es ist ein natürliches Geschehen, über das jeder Mensch verfügt, daran ist nicht verwerfliches – und ja, in dem Zustand dringt nichts von Außen mehr an einen heran. Wo man den Flow vermeiden sollte, das ist beim Autofahren, da würde man sich nur mit in Teufels Küche bringen.
    Der Ansicht von Schaaaf werde ich mich allerdings nicht anschließen. Du hast keinen Fehler gemacht. Aber dein Partner. Er hat die Grenze seines Körper und seines Handlung auf dich erweitert und war im festen Glauben, Herr über deinen Körper und deine Handlungen zu sein. Seine Erkenntnis, daß er das nicht ist, hat ihn verstört und er hat seine Wut über sich selbst auf dich projiziert und dich fertig gemacht. Gedemütigt hat er selbst sich jedoch letzten Endes, mit einer vollkommen überzogenen Herangehensweise. Partnerschaft geht anders, Liebe erst recht. Aber das muß ich dir ja nicht immer wieder von neuem Vorkauen.
    Ich habe in meinem Leben auch schon selber so ziemlich jeden Scheiß hinbekommen, aber ich bin noch nie auf eine*n Partner*in losgegangen, weder verbal, noch körperlich. Der Fauxpas ist mir nicht passiert. Er ist kein Teil meines Wesens.
    Du tust mir leid. Weil du so behandelt wirst und weil du dich so behandeln läßt. Ich wünschte, ich könnte dir da irgendwie helfen, aber Zaubern gehört leider nicht zu meinem Repertoire.
    Aber einen kleine Trick kann ich dir verraten. Du nennst deinen Mann immer noch, auch heute, bei einem Kosenamen. Laß den fallen, benutze ihn nicht mehr, ähm, also den Kosenamen! Ich möchte nicht noch schuld sein an Anstifung zum Mord ;-). Nenne ihn, egal ob im Blog, oder im RL, immer bei seinem richtigen Vornamen. Und wenn er Heinz heißt, dann wähle die Langform Heinrich, oder Hinerk. Und wenn er dir auf den Zeiger geht, nenne ihn bei allen Vornamen (Heinrich Otto Maria Lippenblüter). Vielleicht ändert sich dann ja noch einmal etwas. Unsicherheit kann so manches in Bewegung bringen, wo man nur noch Rost vermutet. Und wenn nicht, hat’s auch nichts geschadet, oder?

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