An der Grenze

Grenze ist eigentlich nicht das richtige Wort für das seltsame Gefühl, mit dem ich heute aufwachte. Als wenn sich meine Seele nicht entscheiden könnte, ob sie happy oder traurig sein möchte. Es gab/gibt eigentlich keinen Grund, unhappy zu sein; dunkle Gedanken zu haben. Die Woche verlief gut, keine besonderen Vorkommnisse. Der freie Donnerstag tat gut; ich bin viel Fahrrad gefahren und habe das Herbstwetter genossen, ich nahm mir sogar Zeit, auf dem Weg ins Büro am Freitag den Morgennebel über den Wiesen zu fotografieren.

Von HEARTSTOPPER habe ich alle 8 Folgen der neuen Staffel geschaut, und vielleicht war sie ein Grund, warum ich dieses seltsame Gefühl nun hatte. An der Grenze eines Gefühls; eine Art Weggabelung, an der ich mich entscheiden muss, ob ich traurig sein werde oder zufrieden. Seltsam eben, mich selbst so außerhalb des Fühlens zu betrachten. Vielleicht, weil es bald der 7. Oktober sein wird, J. hätte Geburtstag. Vielleicht ist es auch einfach der tägliche Nachrichtenwahnsinn, der mich bedrückt. Oder eine generelle Melancholie, der Jahreszeit geschuldet und dem Wissen, dass man selbst im Herbst des Lebens läuft. Vielleicht, wenn man ganz gnädig ist, Spätsommer.

Dann war da dieser Tweet/Skeet (wie heißt es denn nun richtig?) auf BlueSky, den ich kommentierte, ohne es böse zu meinen. Im Gegenteil, eigentlich mag ich den Verfasser und seine poetischen Betrachtungsweisen. Aber bei diesem Post, in dem er davon sprach, dass man auch Danken lernen muss und von einem Bekannten schrieb, dem er liebevoll und mit ein paar Zeilen zu dessen Geburtstag gratulierte, und dieser Bekannte ihm nur mit einem Smiley antwortete, obwohl er doch sonst von seinen Reisen wortreich berichtet … dieser Post triggerte etwas in mir:
Ich könnte ebenso jemand sein, der gar nicht weiß, wie man richtig erwidert, wenn man unerwartet etwas bekommt, womit man nicht rechnet, und wo einem die richtigen Worte nicht einfallen wollen, sollen sie doch nicht phrasenhaft, aufgesetzt und abgenötigt wirken.
Es entstand ein kleiner Disput, in dem mir dann vorgeworfen wurde, belehren zu wollen und absichtlich misszuverstehen. Und an der Stelle drohte dann, meine ohnehin bereits grenzwertige Stimmung endgültig in Richtung Dunkelheit zu kippen. Offenbar bin ich nicht gut genug, nicht verständnisvoll genug, passe nicht hinein, verletze.

Es gab nun zwei Möglichkeiten: mich verkriechen, auf dem KINDLE die tragischste Story suchen, die melancholischste Playlist anwerfen, die Bilder meiner Brüder und meiner Eltern anstarren und darüber nachdenken, wie allein ich bin in dieser Welt, trotz der Mini-Familie um mich herum …

oder

Ich könnte das schöne Wetter nutzen und BLACKY ausführen. Die Canon könnte auch mit, sie braucht aber eine neue SD Card. Ich entschied mich für diese Art, den Sonnabendnachmittag zu verbringen; und es war die richtige Entscheidung. Ich fuhr den Akku von BLACKY alle, radelte durch den Seenpark I und II von N’Ham, durch die Weite der Wesermarschwisch, an der Moorseer Mühle vorbei; bei herrlichstem Sonnenschein und Oktoberwetter; Simon & Garfunkel auf den Ohren. BLACKY bekam zu Hause dann das versprochene Putzing und ich Cappuccino und einen Berliner.

Und nun geht es mir wieder gut. Wirklich. Es hilft, wenn man sich nicht der Melancholie ergibt, sondern hinausgeht in die Welt. Und die Welt ist schön, zumindest hier, friedlich. So unendlich friedlich.
Ich habe Bilder mitgebracht, von der gerade absolvierten Tour, aber auch vom Freitagmorgen, mit dem wunderbaren Nebel über den Feldern und Wiesen.

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