Murphys gnadenloser Vorschlaghammer!

Es flutscht noch nicht im Büro, kann ja auch nicht, es dauert eben, bis man sich mit der neuen Kollegin (für deren Dasein ich sehr dankbar bin) eingespielt hat. In den letzten August-Tagen wuselten wir dann auch zu 3. im Büro herum, und nun seit September (Himmel, es ist schon wieder Mitte des Monates? Unglaublich!) eben zu zweit. Und, wie gesagt, es flutscht eben noch nicht (aber ich bin mir sicher, das kommt noch, wir müssen nur durchhalten).

Dann war es eben so, dass ein Mandant Unterlagen ins Büro brachte, die wir dringend brauchten. Und wie das an solchen Tagen ist, wenn man eigentlich keine Zeit hat, grätschte der Kopierer dazwischen und weigerte sich, mal eben fix zu kopieren, indem er einen Papierstau kurz vorher produzierte, und der Scanner war gerade mit Update beschäftigt und besetzt; also sicherte man dem Mandanten zu: Lassen Sie das Ding zu treuen Händen hier, der kommt schon nicht weg, Sie können es sich in den nächsten Tagen dann wieder rausholen.

So wurde es dann auch gehandhabt. Chef diktierte was dazu und bezog sich auf jenen Vertrag … und der verschwand! Der löste sich schlicht scheinbar in Luft auf!

Dummerweise hatte ich das Diktat dann in den Ohren und kam nicht weiter, weil ich irgendwelche Nummern aus den Unterlagen brauchte, die ich ja nicht hatte. Eingescannt war auch nichts, als suchte ich das erste Mal; gab aber schnell auf, denn vor dem Chefurlaub ist sowieso Hektik angesagt. Aber auch am 2. Tag der Suche fand sich das dusselige Dokument nicht an. Dafür stand der Mandant aber wieder im Büro und wollte seine Unterlagen wie besprochen herausholen. Okay, es war noch im Diktat, man konnte den Mandanten irgendwie vertrösten und er sah ja auch, wie wir alle hektisch herumwuselten. Er zog ohne seine Unterlagen wieder ab. Am 3. Tag suchten wir bereits zu zweit alles ab und fanden ihn immer noch nicht. Der Vertrag, um den es ging, blieb verschwunden! Ich war dann schon so verzweifelt, dass ich A. whatsappte, ob sie noch eine Idee haben könnte oder ob sie sich an irgendwas erinnern kann, das Teil vielleicht zurückgeschickt zu haben und es ist schlicht in der Post. Nö. Natürlich nicht! Also weitersuchen. Selbst das Wochenende zwischendurch war davon betroffen, denn das lies mich gedanklich natürlich nicht los; der musste doch da sein! Verdammt. Am Montag dann suchten wir nochmals alle möglichen und sogar die unmöglichen Stellen ab, drehen jede Akte außerhalb des Aktenschrankes auf links … nichts! Dafür blieb ganz viel andere Arbeit liegen. Am Dienstag beschlossen wir: Es nutzt ja alles nichts, wenn er nicht bei den Sachen und Akten ist, die noch durch das Büro und außerhalb des Aktenschrankes herumflattern, müssen wir eben jede einzelne Akte im Aktenschrank in die Hand nehmen und reingucken, ob da die gesuchten Unterlagen reingerutscht sind. Also habe ich bei Schublade A angefangen und Akte für Akte durchgesehen, während der Rest der Arbeit liegen blieb.

Ich kam bis zirka J, als der Mandant nun zum 3. Mal wieder im Büro stand und nun seine Unterlagen zurückhaben wollte. Tja, was sollten wir ihm sagen, außer die Wahrheit: Dass der besagte Vertrag offenbar in irgendeine Akte gerutscht ist und wir immer noch suchen. Er war (natürlich) not amused! Also er war regelrecht wütend! Er explodierte erst mal und schrie herum, sinngemäß: Was ist das hier für ein Saftladen! Das gibt ein Nachspiel! Das kann ja wohl nicht sein! Er will mit Chef sofort sprechen, wenn der wieder aus dem Urlaub zurück ist!

Und während der Schimpftirade stand ich mit hochrotem Kopf verlegen und mit Wuttränen vor dem Mandanten und hatte keine Worte, denn er hatte ja Recht. Es war unsere Schuld! Selbst, wenn ich diesen blöden bescheuerten Vertrag nie gesehen und in den Händen gehabt hatte, war es UNSERE Schuld, dass der jetzt in irgendeiner Akte gelandet ist, wo er nicht hingehört.

Der wütende Mandant war aber keine 5 Minuten aus dem Büro herausgestiefelt, als S. bei K. (also in einer völlig anderen Akte) fündig wurde. KEINE 5 Minuten nach der Mandanten-Explosion! Hätten wir den nicht vorher finden können? Dann wäre diese ganze unangenehme Sache nicht passiert. Aber nein, erst NACHDEM der Mandant (immer noch zu Recht) explodierte, mussten die Unterlagen wieder auftauchen.

Ich rief den Mandanten an, um ihm mitzuteilen, dass wir die Sachen nun gefunden hatten, entschuldigte mich nochmals und nochmals. Wir scannten das blöde Teil ein, damit es auch wirklich zur eAkte gelangt und nie wieder verschwinden kann; und dann kam auch Mandant nachmittags ins Büro … und war zum Glück schon etwas besänftigter; das Chefgespräch steht aber trotzdem jetzt im Kalender und da wird er noch mal losschimpfen, dass das ja eigentlich nicht sein kann.

Während der ganzen mehrtägigen Such-Aktion und dem Entschuldigungsgemurmel blieb natürlich die andere Arbeit zum Teil liegen, und das ärgert mich mit am meisten! Mich nervt so was. Chef habe ich am Telefon schon beim Rapport alles berichtet, der sah das relativ locker.

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Eine Antwort zu Murphys gnadenloser Vorschlaghammer!

  1. Hach ja, was für ein kleines Scheisserchen, dieses dumme, kleine Schriftstück. Kann nicht einmal das Alphabet! Und was hat Murphy dazu zu sagen? Richtig! Sein Gesetz: „Was schiefgehen kann geht schief, und das zum schlechtestmöglichen Zeitpunkt und es richtet dabei den größtmöglichen Schaden an!“
    Aber kennst du auch die Ottsche Erweiterung? Die lautet so: „Murphy war ein verdammter Optimist!“
    Kopf hoch! Die Geschichte kannst du noch in Jahren deinen Enkeln erzählen, da haben die was zu lachen!

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