Es könnte wirr werden, der Traum war wirr, aber aufregend, spannend und abenteuerlich. Und ein wenig magisch:
Ein hoher Raum, altmodisch eingerichtet, eine Art Bibliothek. Es roch nach Holz und Wachs und die Dielen quietschten, wenn man sie betrat. Hohe Fenster, vor denen weiße Vorhänge wehten. Es ist idyllisch, ruhig, fast zu ruhig. Zwei Menschen betreten den Raum aus entgegengesetzten Richtungen, und ihre Blicke treffen sich. Sie verharren in ihrer Bewegung, sehen sich an, minutenlang, schweigend, nur wenige Meter voneinander getrennt. Seine grünen Augen funkeln, ihr Lächeln ist strahlend. Sie kommunizieren ohne Worte, nur mit Blicken. Die weißen Vorhänge wehen und Licht flutet den Bibliotheksraum, in dem sie sich noch immer schweigend und gebannt gegenüberstehen.
Doch die Ruhe ist nicht von Dauer, weitere Menschen nähern sich, bewaffnet mit Forken und Harken, wütend schreiend, sich gegenseitig aufputschend. Sie stürmen in die Bibliothek und bleiben plötzlich stehen, starren auf das Paar und wissen nicht, ob und wie sie weiter vorgehen sollen. Das Schweigen ist unheilvoll. Gewalt knistert. Ein Funke, ein Ausruf genügt, um die Situation eskalieren zu lassen.
Sie überwindet die letzten wenigen Schritte zu ihm, nimmt seine Hand in die ihre. Ihr Lächeln überstrahlt das Licht, das noch immer in die Bibliothek flutet, überstrahlt die drohende Gewalt und den wabernden Hass, der ihnen von der Meute entgegenschlägt. Seine Augen sind grün und beschwören sie, bei ihm zu bleiben.
Noch immer wortlos, ein leichtes Drücken seiner Hand, und sie versteht: „Vertrau mir!“ Sie greift seine Hand fester und lächelt. Sie vertraut. Sie kann nicht erklären, warum und wieso, doch sie fühlt, dass sie vertrauen kann. Bedingungslos. Blind. Von der ersten Sekunde an. Er umschließt sie mit seinen Armen, drückt sie an sich, beschützend.
Und dann verwandelt er sich, seine Augen beginnen zu leuchten. Er dreht sich, hält sie noch immer in seinen Armen, wendet seinen Blick nicht von ihr ab. Sie dreht sich mit ihm, schmiegt sich seiner Bewegung an. Sie hat keine Angst. Die Drehung wird schneller, wirbelnder, er wird zum kristallischen Grün; und während sie sich mit- und umeinander drehen, schweben sie in die Höhe, aus der Reichweite der Harken und Speere der Menge, die am Boden zurückbleibt, in Angst und Furcht vor dem, was sich vor ihren Augen abspielt, was sie nicht verstehen, und doch oder deswegen ablehnen.
Er hält sie fest umschlungen, besteht nur noch aus funkelndem Kristallgrün. Sie sieht sein wahres Wesen, sie spürt nach wie vor den leichten Druck auf ihrer Hand und sieht sein Flehen in den Augen, keine Angst vor ihm zu haben. Und sie hat keine Angst, sie vertraut, während das grüne funkelnde Kristall sie umschließt und davon trägt, weg von der tobenden Meute unter ihnen, die nicht verstehen will.