Der tiefe Fall eines Karniggels

Als ich letzten Montag diesen Tweet

absendete, war ich gerade frisch von der Treppe gefallen. Einfach die letzte Stufe nicht mehr erwischt, im Fallen noch das Knie und die Zehen des rechten Beines verdreht und voll auf das Knie aufgeknallt. Dann saß ich da, auf dem Hintern vor der Eingangstür, Sekundenbruchteile lang wohl etwas geschockt, relativ glücklich, dass wohl nichts gebrochen ist. Seltsamer Weise hatte ich in dem Moment gar keine Schmerzen, und humpelte nach ein paar Minuten weiter zum Kopierer, hoffend, dass sich ein blauer Fleck einstellt, ein wenig rumzwickt und nach ein paar Tagen alles vergessen sein würde. Pah! Als wenn es jemals so einfach sein würde.

Denn schon ein paar Stunden nach dem blöden Sturz stellte ich fest: das rechtes Knie beugen zu wollen, ist eine saublöde Idee! Supersaublöd! Prompte Schmerzwellenbestrafung folgte dem bloßen Versuch sofort. Und nun hatte ich ein Problem: Denn fahr mal Auto, wenn du ein steifes rechtes Bein hast! Das konnte ich damit eindeutig knicken. Kein English wie geplant, statt dessen ließ ich mich dann doch noch abends in die Notfallaufnahme des OL ev KH bringen. Dort wurde ich in einen Schiebestuhl bugsiert, erledigte den Bürokram und kam relativ zügig zum Röntgen. Das war insofern schmerzhaft, weil man an meinem Bein rumzerrte, um es in die richtige Position zu beugen. „Können Sie das Bein etwas anwinkeln?“ NEIN! Verdammt, aua! Das Röntgen hatte ich dann hinter mich gebracht, war auch noch relativ gut gelaunt, bedauerte nur, dass wohl Trampolin-Springen für ein paar Tage oder gar Wochen wird ausfallen müssen. Dann wartete ich weiter auf der Liege im Flur der Notambulanz darauf, dass der nette Herr Arzt mir mitteilt, dass nichts gebrochen ist. Gerade, als ich anfangen wollte, rumzugrummeln, dass sich niemand um mich mehr kümmerte, kam ein epileptischer Notfall an mir vorbeigeschlittert, und ich dachte nur so: Keep calm, du hast nur Knie, noch nicht mal Schmerzen, wenn du es ruhig lässt; sei froh, dass du warten kannst und hier nicht rumzucken musst. Nun ja, der Arzt (immer noch sehr nett) schob mich dann in eine Minikabine, gab mir die erwartete: Nichts gebrochen, aber irgendwas ist da-Diagnose und kämpfte seinerseits mit der Druckertechnik. Ich bekam noch eine Tromposespritze reingejagt und Krücken ausgehändigt sowie eine Kniemanschette umgelegt und wurde entlassen. Irgendwie sollte ich wohl noch eine CD mit meinen Röntgenbilder irgendwo abpflücken, damit der weiter zu belästigende und noch zu suchende Orthopäde auch was zu gucken hätte. Aber das CD-Einsammeln ging dann bei mir nach diesem Tag unter, ich wollte nur noch nach Hause. Knuffel und Moni gabelten mich dann auch auf und kutschierten mich und die Krücken plus Manschette auf das heimische Sofa.

Die erste Nacht war gruselig, denn trotz Manschette kam ich nicht drum herum, ein paar Mal eben doch unbewusst das Knie zu beugen, was sofort mit besagten Schmerzwellen bestraft wurde, die mich dann wiederum stundenlang munter hielten. Bin ich erst einmal wach, drängelt die Blase. Allerdings hüpft man nun mit Knieschaden nicht mal eben schnell auf’s WC, und bevor ich die Manschette wieder vom Bein gezerrt habe, um mich überhaupt schlüpperlos niederlassen zu können … Also glaubt mir, das war Krieg mit mir selbst.

Entsprechend erschlagen war ich am nächsten Morgen. Aber es nutzte ja nichts, ich brauchte nun einen Orthopäden, der mein Knie auch behandeln darf. Das ist bei Arbeitsunfällen etwas komplizierter und nicht jeder darf da die gummibehandschuhte Hand anlegen. Aber gleich der erste Anruf war von Erfolg gekrönt. Heute, 16.10 Uh war ein Termin frei, den könne ich haben. Ich sollte alle Unterlagen mitbringen von der Erstversorgung. Platsch! Problem. Das Zeugs inklusive Röntgen-CD war ja noch in OL. Die aus OL würden dem Orthopäden aber nur das Zeug faxen, wenn sie eine Schweigepflichtsentbindung von mir vorliegen hätten. Ob ich nicht die eben vorbei bringen könnte? Nee … Aua! Knie! Krücken! Komm in keinen Stiefel rein, und einen Drucker / Fax besitze ich auch nicht. Was nun? Karniggel ist ja aber zum Glück nicht auf den Kopf gefallen, Schweigepflichtsentbindungserklärungen kann man ja auch so ganz altmodisch-analog handschriftlich verfassen. Gedacht – verfasst. Töchterchen musste eh für das knieverletzte Muttertier noch ein paar Besorgungen machen und die Medis holen und brachte das handschriftliche Pamphlet zum Orthopäden. Knuffel würde etwas eher Feierabend machen und die Röntgen-CD abholen, nachdem ich am Telefon bei der Notfallambulanz hoch und heilig schwörte, dass das mein Eheknuffel ist und er die CD mitnehmen darf. Uff. Geschafft.

Nächste Herausforderung: Duschen. Denn das war alles bis dahin so nachtschmerzschweißbürokratisch abgelaufen, dass ich nicht noch ungeduscht mein Knie dem Orthopäden präsentieren wollte. Gute Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte. Das Duschen dauerte zwar etwas und ich hatte eine Heidenangst, in dem Duschbecken noch mal auf die Fresse zu fallen, aber alles ging gut und pünktlich zum Termin humpelte ich an Krücken und in Hauslatschen in die Praxis. Latschen deswegen, weil ich partout rechts in keinen Stiefel mehr hereinkam. Die Zehen hatten definitiv auch einen Klatsch mitbekommen. Der Orthopäde dann schließlich sah DURCH DIE JEANS DURCH, dass das Knie geschwollen ist. Aha. Ich wurde zum Ultraschall bugsiert, geultraschallt und plopp: Da ist was drin! Sehen Sie? Der schwarze Fleck, das ist Flüssigkeit, vermutlich Blut! Das muss da raus! *innerliches Panik-Gequietsche meinerseits* Aber konnte ich mich wehren? Der Doc tastete und bewegte dann noch weiter an Bein und Knie herum und begann dann seine Blutsaugaktion. Ich hätte ihn schlagen können, so scheiße weh tat das! 40 ml Blut gemischt mit Wasser zog er aus dem Knie heraus, danach ging es meinem Bein schon besser. Zinkverband drum herum und erst mal Entlassen mit der Auflage, dass ich Montag auf jeden Fall noch mal zum Gucken kommen muss und bis dahin eine Über-Nacht-Genesung ausgeschlossen sein dürfte. Außerdem brauche ich ein MRT von dem Knie, das muss aber in Varel gemacht werden, das ist bei Arbeitsunfällen nun mal so. ABBA am Sonnabend könne ich wohl mir anschauen, wobei Betonung auf AnSCHAUEN liegt; ich sollte in den nächsten Tagen besser nicht rumhopsen.

Endlich wieder daheim auf dem Sofa war ich ordentlich geschafft, aber ich merkte schon, wie der Druck aus dem Knie raus war und ich sagen wir 10 % wieder beugen konnte. Schmerzmittel wie befohlen eingeworfen und mir selbst eine Trompose-Spritze verpasst (ging einfacher, als gedacht). Und dann ins Bett getrollt, ohne Manschette, aber mit dem Zinkverband. Und siehe da: Ich konnte letzte Nacht endlich richtig gut schlafen, ob es nun an den Schmerzmitteln, dem Blutabsaugen, der fehlenden Manschette oder einfach daran lag, dass ich nach nunmehr 48 Stunden schlicht fix und fertig war – who cares? Mittlerweile liegt mein Kniebeugeerfolg bei satten 45% bereits! Heute Morgen bekam ich auch den MRT Termin verpasst und habe danach die neue Folge supernatural geschaut. Die Krücken habe ich unters Trampolin geschoben, es geht bereits ohne, wenn auch langsam und humpelnd, dass das Klecks-Katerchen schon ganz mitleidig schaut.

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2 Antworten zu Der tiefe Fall eines Karniggels

  1. dasKaddy sagt:

    Aloah Unfallkarniggel,

    Dir alles erdenklich Gute und herzliche Besserung. Komm bitte schnell wieder auf gesunde Pfoten, ja? Und Grüße an das Eheknuffel, er möchte bitte auf Dich aufpassen, Du schaffst das ja so nicht ganz 😉

  2. Mark sagt:

    Aua! Gute Besserung!

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