In letzter Zeit „träume“ ich viel von der alten Villa in Görlitz, wo wir einst in der 6. oder 7. auf Klassenfahrt waren. Ich weiß es nicht mehr genau; aber ich erinnere mich an diese atmenberaubend schöne, breit geschwungene weiße Treppe, die in die oberen Stockwerke führte. Sie war mit rotem Teppich ausgelegt und im Lichtraum hing ein gigantischer Kronleuchter. Ich weiß noch, dass ich damals offenen Mundes durch diese gediegenen edlen Hallen gelaufen bin, unwillkürlich nur noch im Flüsterton sprach und ehrfürchtig das marmorierte Treppengeländer mit den Fingerspitzen berührte. Ganz sicher habe ich mir dabei vorgestellt, wie es wohl gewesen ist, damals, als diese Villa bewohnt war, mit Dienstmädchen und Dienern, adligen Großbürgertum und Küchenangestellten.
Warum gerade jetzt diese Erinnerungen zurückkehren? Vielleicht, weil wir in unserem Sommerurlaub auch Görlitz kurz besuchten und ich glaube, ich fand die Villa da wieder. Vielleicht aber auch, weil viele Erinnerungen an Kindheit und Jugend mich in den letzten Monaten – aus welchen Gründen auch immer überfluteten. Und das ist eine davon. Etwas, das mich damals tief beeindruckt hatte.