In dem schmalen Becken kräuselte sich die Wasseroberfläche und verzerrte das Abbild der Fotografie auf dessen Grund. Das Licht war diffus und scheinbar spiegelten sich tausende Kerzenstrahlen an den gefliesten blauen Mosaikwänden. Ich stand vor dem Becken, JMacLean neben mir. Schweigend warteten wir darauf, dass die Fotografie auf dem Grund deutlicher werden und ihr Geheimnis Preis geben würde. Sie tat es nach und nach. Ein Wesen wurde sichtbar, das den Körper einer Raupe hatte, aus dem unzählige Arme und Beine wuchsen. Die Fotografie veränderte sich und ich wusste nicht, ob es an dem bewegten Wasser lag, die mir eine optische Täuschung vorgaukelte, oder sich das Raupen-Wesen tatsächlich vor unseren Augen veränderte. Dann verbrannte die Fotografie unter dem Wasser, verkohlte vor unseren Augen und löste sich in schwarzes Wasser auf. Wir hatten eine Aufgabe erhalten; wir sollten das Wesen finden.
Noch bevor ich darüber nachdenken konnte, wo mit der Suche begonnen werden konnte, drehte ich mich um, und wie zuvor die Fotografie zerfloss in schwarzen Rauch, so zerfloss von einer Minute auf die andere auch der geflieste Raum mit den tausenden Kerzen. Ich stand ganz still und es beruhigte mich zu wissen, dass ich nicht allein war, auch wenn ich JMacLean neben mir nicht mehr sehen konnte, spürte ich ihre Anwesenheit.
Szenewechsel: Eine Häuserschlucht, Dunkelheit, Gaslaternen, die die Dunkelheit nur wenig bezwangen, sie scheinbar noch dichter machten. Kein Mensch war zu sehen. In meinen Händen hielt ich eine weitere Fotografie, die das schwarz-weiße Abbild einer Muschel zeigte. Ich schaute mich um, unschlüssig, in welche Richtung ich gehen sollte. Dann blickte ich nach oben. Über der schmalen steilen Häuserwand schimmerte ein nachtschwarzer Himmel, mit Sternen übersät. Die Sterne schienen zu schwimmen, wie eine Wolke aus Sardinen in einem dunkelblauen Meer. Eine Tür öffnete sich einen Spalt breit und ich trat – die Sternenwolke über mir hinter mich lassend – in einen winzigen schmalen Flur. Auch hier waren die Wände bedrückend eng, es gab nur Platz für einen Menschen. Die Wände waren mit Samt bespannt und mit Bildern behangen, die man nur erkannte, wenn man direkt vor ihnen stand. Gemälde mir fremder Personen, deren Augen mich feindselig anstarrten und mich verfolgten. Noch immer die Muschel-Fotografie in den Händen haltend, eilte ich durch den Flur, an dessen Ende eine Kerze schimmerte. Sie war mein Ziel. Doch so sehr ich auch auf sie hinsteuerte, desto weiter entfernte sie sich auch von mir. Verzweiflung wollte sich in mein Herz krallen und die bösen Augen in den Gemälden schienen mich zu verhöhnen. Also lief ich weiter, lief und lief, nicht nach rechts oder links schauend, immer dem Kerzenschein entgegen – und plötzlich sprengten sich die Wände auseinander, das Universum um mich herum zersplitterte ein weiteres Mal und erstaunt stellte ich fest, dass ich in dem Sternenmeer war, umgeben von Millionen Lichtern, die mich umschwärmten. Ich war in deren Mitte und sah in der Ferne, wie wir gemeinsam die Muschel formten, deren Fotografie ich in den Händen gehalten hatte.