Nachtrag
Ich dreh noch durch. Gerade fiel mir siedend heiß ein, dass ich ja morgen zum Kiefernchirurgen muss, damit der die störrische Zahnwurzelspitze rausbaggert. Und da von meiner Wohnungstür bis zum Chriurgenkampfplatz mal so schlappe 45 km liegen, dachte ich: Ruf doch mal an und frage, ob du nach der OP überhaupt noch in der Lage sein wirst, nach hause zu fahren … oder du doch besser die Limou mit Chauffeur orderst.
Also rief ich an – und die hatten mich gar nicht auf dem Schirm!!!! Frau J.? OP morgen? Nö, morgen wollten wir nur erst mal miteinander reden und einen Termin absprechen, OP wäre dann erst nach unserem Urlaub! – Hallo??? Worüber wollen die reden? Übers Wetter, oder was? Oder schleppen die mich mitsamt Wurzelspitze auf den nächsten Friedhof, baumeln mir eine tote Katze um den Hals, drücken mir eine Kerze in die Hand und besprechen den bösen bösen Teil im Kiefer, der mich ärgert, mit Lateinischen Hokuspokus? Hallo??? Ich habe Schmerzen! Wurzelsektion ist nicht etwa ein neues Hobby von mir!
Nach langem Hin und Her und der theatralisch vorgestöhnten Version von Wurzelzahnschmerzen am Telefon kam dann heraus, dass ich wohl den Termin von 14 Uhr haben könnte, da wäre einer abgesprungen von der OP und dann würde ich aufgeschnippelt werden können – ohne Gespräch vorher. Mir ist gerade schlecht. Aber ich will das jetzt hinter mich bringen.
Der Witz an der Sache: Ich bin noch immer dermaßen verschnupft und Wick-zugedröhnt, dass ich zurzeit gar keine Wurzelzahnschmerzen verspüre. Wenn ich das aber jetzt morgen nicht machen lasse, tummeln die sich die nächsten 3 Wochen in der Toskana herum und urlauben – und dann hab ich garantiert wieder die fiesesten aller Schmerzen.
Eintrag vom 15.03.2010
Seit drei Wochen ist die Welt nicht mehr in Ordnung. Nicht, dass sie das vorher sonderlich wäre, aber es war zumindest zahntechnisch alles okay. Dann fing es an, ein leiser ziehender Schmerz, nicht arg, aber doch bemerkbar. Da war was, das war vorher nicht da. Ist ja nicht schlimm, in den letzten Jahren habe ich ja meine Angst vor Zahnklempnern erfolgreich selbst therapiert, der nächste Halbjahrestermin stand auch vor der Tür – kein Grund sich Sorgen zu machen. Also saß ich pünktlich zum Check up bei meinem Zahnarzt des Vertrauens auf dem Stuhl, ließ mich runter kutschieren, mir in den Mund gucken, erklärte, dass es da und da drückt und ziept. Kein Problem, schmunzelte mein Zahndoc – da hat der eine Zahn den anderen wohl zu sehr lieb und drückt ein bisschen rum; ich schleif da was ab und dort was runter, ein bisschen Zahnstein entfernen wir auch und dann können sie getrost und munter von dannen hüpfen. Gesagt – getan! Ich hüpfte frohen Mutes nach hause – und warf am Abend den nächsten Painkiller in mich hinein. Von wegen ein bisschen Abschleifen .. Am Arsch …
Okay, als nach 3 Tagen immer noch keine Besserung eingetreten war, dafür mein Spalt-Verbrauch astronomische Höhen erreicht hatte und die Zahnschmerzen mit dem Kopf ein internes Wettrennen gestartet hatten, wer es nun eher hinkriegt, mich umzubringen, saß ich in der nächsten Woche zum zweiten Mal beim Doc. Der röntgte und klopfte und klopfte und röntgte. Und entschloss sich dann, mir mal eben eine Wurzelbehandlung zuteil werden zu lassen, in deren Anschluss ich dann als Gesichtsquasimodo die Welt an meinem Schmerz und an meiner Hoffnung twittertechnisch teilnehmen ließ. Ich hatte wirklich die Hoffnung, dass nun endlich die Wurzel des Übels beseitigt und sich Kopf- als auch Zahnschmerzen in Nichts auflösen würden. Aber: Nein – so einfach kommt ein karniggel scheinbar nicht davon.
Es verging kein Tag und vor allem auch keine Nacht, an dem ich nicht meinen Trostspender – mittlerweile Ibuprofen – anflehte, mich schmerzfrei zu machen. So lange, wie ich brav meine Pillen einwerfe, klappt das auch; die Welt lächelt, ich grinse zurück – bis der Wirkstoff der Tabletten nachlässt und mich daran erinnert, dass ich immer noch ein Problem mit mir herumschleppe. Nachdem ich heute Nacht wieder unsanft aus (zugegeben bescheuerten) Träumen gerissen wurde und im Dunkeln versuchte, die richtige Tablettenschachtel zu finden, hatte ich eindeutig die Nase voll: Ob mit oder ohne Termin – ich würde jetzt meinen Zahnarzt das 3. Mal wegen der selben Sache behelligen.
Also saß ich heute wieder brav auf dem Folterstuhl. Und wieder war nichts zu sehen oder schmerztechnisch konkret zu lokalisieren, was denn nun so rumzickt. Glaubt mir, ich hab geheult auf dem Stuhl, aber nicht vor Schmerzen, sondern aus Frust. Es musste doch was zu finden sein! Nun vermutet der Zahnklempner, dass das letzte bisschen Wurzelspitze, was noch drin ist und beim letzten mal nicht exorciert wurde, jetzt rumkaspert und mich quält. Was im Klartext bedeutet: Kieferchirurgie am Donnerstag, wo dann ein mir völlig fremder Mensch meinen Kiefer aufschneidet und den Störenfried entfernt. Wenn es dann die Spitze meiner sturen Wurzel ist; wenn sie es nicht ist, ist sie dann zwar raus, und dann können wir ja immer noch den anderen Zahn mal eben Wurzelbehandeln …
Ich sags euch: ich bin bedient! So was von!
Ich schmeiß jetzt die nächste Ladung Painkiller in den Rachen, verfluche meine fiesen bösen Schicksalshexen (auf deren bescheuerten Witzefadenhaufen diese Art der Schikane bestimmt gewachsen ist) und werde bis kommenden Donnerstag (9 Uhr) scheibchenweise rumjammern und sterben.
Ich brauch gaaaaaaanz viel Supernatural bis dahin und *hugse* und die Versicherung, dass alles bestimmt gut werden wird.