Scotty? Wir brauchen Nachtsichtuhuzählgeräte!

Manchmal habe ich nachmittags schon recht merkwürdige Telefonate zu führen. Wenn zum Beispiel jemand anruft um mir mitzuteilen, dass auf seiner Wiese zwei Leichen liegen mit “unserem“ Firmenstempel drauf! Dass es sich dabei um tote Wildgänse handelt, die bereits erfasst und mit einem Fähnchen zur Orientierung versehen wurden, bekommt man nur durch investigatives und einfühlsames Aushorchen des Anrufers heraus – oder man erleidet vorher einen Herzkapser auf der hektischen Suche nach einem Alibi.

Gestern ging es um Uhus. Um die Flatter-Wald-Uhus, nicht etwa das Klebstoffzeugs.

Sinngemäß und aus der Erinnerung heraus entwickelte sich folgendes Gespräch, das einleitende Bla Bla lass ich mal weg:

Herr Anrufer: Ich rufe an wegen der Uhu-Untersuchung. Die sollen untersucht werden.

Ich: (denkend) Sind die armen Uhus etwa krank? (In meinen Gedanken flattern Uhus durchs Geäst und machen Huhu wie Uhus, schniefen – wie hier die halbe Belegschaft – grippal vor sich hin. Wie sagt man einem Uhu auf dem Baum, dass er die Beine spreizen soll, damit er untersucht werden kann? Hey, bleib jetzt mal ernsthaft, du bist auf der Arbeit und es geht um ernst gemeinte bestimmt wichtige Uhu-Untersuchungen!)

Ich: Ja? Was ist denn mit den Uhus?

Herr Anrufer: Ja, nichts, die können nicht untersucht werden, denn niemand darf den Wald betreten!

Ich: frage fast schweigend Wieso?

Herr Anrufer: Der Wald ist bis Spätsommer geschlossen, also darf nicht betreten werden, wegen Baumfällarbeiten!

Ich: Bis Spätsommer? Ich dachte immer, man darf Bäume nur bis Ende Februar fällen?

Herr Anrufer: Ja, alleinstehende Bäume, aber das ist ja ein Wald, da darf man immer. Und deswegen gibt es ein Wald-Verbot, denn das stört ja meinen Betrieb mit den Baumfällungen, wenn da jemand rumlatscht und Uhus anstarrt.

Ich: … schweige perplex – vermutlich denke ich gerade, dass ich noch nie was davon gehört habe, dass man mehrere Bäume in Deutschland das ganze Jahr über abschlachten darf, wenn sie nur genügend vorhanden und als Wald rumstehen und eben als solcher deklariert sind. Dann kommt mir die rettende Idee:

Ich: Aber wir würden die Uhus meistens nachts beobachten …

Weiter kam ich nicht, denn der Herr Anrufer unterbrach sofort mit bestechender Logik:

Herr Anrufer: … aber nachts ist es doch dunkel im Wald, da sehen Sie sowieso keine Uhus!

Ich (aber nur denkend): Nachtsichtuhuzählgeräte? Haben wir bestimmt, und wenn nicht, bestellen wir eben welche.

Herr Anrufer: Jedenfalls habe ich da ein Schreiben vom Landkreis bekommen, in dem ich aufgefordert werde, den Zutritt zum Wald zu gewähren. Aber das geht nicht, wegen der Fällarbeiten. Deswegen spreche ich ein Betreten verboten! aus. Richten Sie das bitte Ihren Leuten aus. Betreten Verboten!

Ich: Okay … (ich habe das Okay vielleicht ein wenig zu lang gezogen), ich richte das Herrn Dr. (ich habe das Dr. extra betont) R. von der … so aus.

Herr Anrufer: Ja, machen Sie das! Tschüss!

… und dann träumte ich prompt in der darauf folgenden Nacht von Uhus, die in ihrem Geäst hocken und leise vor sich hin huhuhuen …

Dieser Beitrag wurde unter Blog veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..