Davongelaufen

Gestern war ich so voller Energie, dass ich nach dem Büro noch ohne zu murren, sogar lächelnd den gesamten Haushalt geschmissen habe und immer noch aufgedreht war, als ich abends endlich fertig war. Heute – am Sonnabend – hatten wir eigentlich viel vor: Zuerst Papier wegbringen, dann Joggen und Frühstücksbrötchen holen, anschließend gemütlich Familien-Frühstücken und dann den Rest Hausarbeit, den ich mir gestern aufgehoben hatte; das Schlafzimmer ist mal wieder fällig. Aber es kam alles ganz anders.

Ich bin mit Kopfschmerzen aufgewacht und konnte mich zu gar nichts großartig aufraffen. Habe dann doch angefangen, die Betten abzuziehen, einfach, damit ich nicht völlig den Sonnabend vertrödel. Familien-Frühstück gab es auch, mit 1 1/2 Brötchen für mich. Dann plagte mich das schlechte Gewissen, ich sollte wenigstens ein bisschen Sport machen, wegen dem opulentem Frühstück. Aber da saß ich, und kam vom Sofa nicht mehr hoch, die Kopfschmerzen wurden schlimmer. „Supernatural gucken!“ beschloss ich, und tat. Aus der 7. Staffel, Adventures In Babysitting. Das ist genau die 1. Folge nach Bobby’s Tod. *schluchz* Ich hatte vergessen, wie mich so was immer emotional mitnimmt; auch nach all den Jahren noch. Noch schlimmer jedoch war die Schlussszene, als Dean versucht, sein Lächeln zu faken, sich selbst zu belügen, aber er kann es nicht. Verdammt, das wieder zu sehen, tat so furchtbar weh, ich saß da und heulte wie damals.

Und jetzt stand ich vor der Entscheidung: Zulassen, dass dieser Sonnabend wehmütig, traurig und antriebslos dahinplätschern und mich niederdrücken würde (in solchen Momenten begehe ich dann emotionale Kurzschlusshandlungen und schaue zum Beispiel No Rest For The Wicked, wohl wissend, dass ich dann endgültig heulend zusammenbrechen würde).

Oder:

Joggen gehen. Das Wetter war nicht mehr ganz so kalt, wie noch am Morgen, die Straßen waren zwar matschig aber halbwegs belaufbar. Also los! Wenigstens ein bisschen sich bewegen, durchatmen, den Kopf frei bekommen. Und ich lief los, und mit jedem Schritt spürte ich, wie ich mich selbst befreite. Von der Schwere, von der Antriebslosigkeit, der Energielosigkeit. Meine Lebensgeister kehrten zurück, ich steigerte sogar mein Laufpensum und absolvierte eine kleine Runde extra in der selben Zeit. Die Dusche danach brachte mich schließlich komplett ins Leben zurück; der Sonnabend wird nicht trostlos vorüberplätschern. Ich fühle mich gut, die Kopfschmerzen sind weg. Und wenn ich nach dem geplanten Familien-TV-Abend (wo wir endlich auch das kleine Tassen-Schoko-Fondue ausprobieren werden) ins frisch bezogene Bett krabbeln werde, werde ich mich auch noch gut fühlen; dankbar dafür, dass ich es selbst war, die der aufkommenden Schwermut in meiner Seele einfach davon gelaufen ist.

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