Es gab vorab eine Trigger-Warnung für diese Folge von supernatural. Thema: Selbstmord. Natürlich purzelten daraufhin – spoilerlos, wie ich so gut wie möglich zu bleiben gedenke – meine Gedanken vor der neuen Episode wild durcheinander. Hatte nicht Jensen letztens ein Bild gepostet, wie DEAN eine (letzte?) Nachricht auf dem Impala (für wen sonst als für SAM) hinterlässt? Aber kann DEAN überhaupt sterben, jetzt, wo er das Mark Of Cain mit sich herumschleppt? Oder wird es doch um SAM gehen? Aber wieso? Ich gestehe, ich war besorgt vor dem, was mich da wohl in der Nacht erwarten würde – und es kam … irgendwie … anders und tiefer.
Spoiler ab hier – ihr kennt das ja schon – oder es interessiert euch erst gar nicht. Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: Rückblick in die 70iger (?) Jahre, eine ganz normale Familie in den ganz normal fürchterlichen Klamotten von damals. Vater arbeitet im Büro, Mutter kocht Abendessen, Sohn will seine Platten hören und die Tochter – Susi – soll sich um die Wäsche kümmern, woraufhin sie protestierend in den Keller geht, dort sich plötzlich einen Hammer schnappt, eine Wand einhämmert und eine verstaubte und mit Spinnweben bedeckte Box findet. Die versucht sie natürlich zu öffnen, scheinbar gelingt es ihr auch, sie wird zurückgeschleudert und fällt in Ohnmacht, während eine grüne Waberwolke sich den Weg in das Wohnhaus wabert. Als Susi wieder aufwacht, findet sie ihren Vater erschossen, den Bruder erhängt und Mutti steht noch am Herd, murmelt was von „Es ist besser so!“ und schneidet sich die Kehle durch. Cut.
SAM hockt heimlich bei ROWENA, um die Bedingungen zu diskutieren, wie und zu welchem Preis diese das Book Of The Damned übersetzen soll. Der Preis, den ROWENA fordert, ist, dass CROWLEY getötet werden muss. Sie könne das nicht selbst tun, denn das ist es ja, was Fergus (*kicher* ich mag den Namen immer noch) von ihr erwartet und deswegen seine Minions sicherlich auf Wachsamkeit getrimmt hat. SAM soll … und er ist sofort und ohne zu zögern dazu bereit. Allerdings kann ROWENA nun nicht einfach loslegen und das BotD übersetzen, nein, sie braucht dazu einen Codex, und der ist irgendwo bei den Men Of Letters im Bunker. SAM muss den zuerst beschaffen. Alles klar.
Während SAM und ROWENA also ihre mehr oder weniger gemeinsamen Pläne schmieden, schlachtet DEAN im Alleingang 6 (persönlicher Rekord! Sammy!) Vampire ab; SAM kommt zu spät angerannt. DEAN fühlt sich gut (er durfte ja gerade töten) und bemerkt sehr wohl die besorgt-vorwurfsvollen Blicke seines Bruders.
SAM recherchiert im heimischen Bunker später auf eigene heimliche Faust über den Verbleib des Codex-Buches, findet eine Ton-Aufzeichnung der alten Men Of Letters, als diese gerade MAGNUS rausschmissen, weil dessen Schutzzauber Todesopfer forderten. Und so kommt SAM schließlich auf die Spur des Selbstmord-Hauses, wo er richtiger Weise nun die Box mit dem Codex drin vermutet. Die Box ist mit einem sehr mächtigen Schutzzauber von Magnus versehen, aber ROWENA – aufgeweckt aus ihrem Schönheitsschlaf – gibt ihm ein paar Tipps, wie man den umgehen könnte, bietet sogar an, dabei behilfllich zu sein, aber SAM lehnt ab. Er kriegt das schon alleine hin.
Bei Susi angekommen, will SAM erst in deren Haus einbrechen, wird aber dabei erwischt, mit einer Flinte werden seine Eier durch den Briefschlitz bedroht und er muss unverrichteter Dinge (aber immerhin mit unzerschossenen Eiern) wieder abziehen. Da kommt DEAN dazu, der nicht blöd SAMs Abwesenheit natürlich mitbekommen hat, dessen letzten Aufzeichnungen ausspioniert, das Selbstmordhaus googelte und nun neben seinem Bruder sitzt, in der Annahme, dass dieser alleine loszog, um ihm (DEAN) eine Lektion zu erteilen, wie es sich anfühlt, wenn man ohne den anderen loszieht, um einen Fall zu lösen.
Neuer Plan, gemeinsamer Versuch, an Susi’s Box zu kommen, wobei DEAN sich als Nachbarschaftsgrenzschutz (der seine Eier vorsichtshalber bedeckt hält ROFL) ausgibt, der nach dem Einbrecher SAM fahndet, während dieser von hinten einbricht. Die Susi-Ablenkung hält dann auch nicht lange, doch als Susi bemerkt, dass an der Box herumgefummelt wird, ist es bereits zu spät – das grüne Wolkenzeugs wabert durchs Haus, befällt Susi und auch DEAN.
Und nun ging es eigentlich erst richtig los, denn alles kommende spielt sich auf Gedankenebene ab. Wie sich herausstellt, sind alle 3 von dem Selbstmordgift befallen, das um jeden Preis versucht, den/diejenige zum Selbstmord zu überreden.
Bei Susi ist es „einfach“: sie hat das Gift freigelassen, damals, und während sie ohnmächtig war, musste ihre Familie sterben. Die Familie taucht dann in ihren Gedanken wieder auf, faselt was von „wieder zusammen sein“, das man sich nie mehr trennen müsste … Schuldgefühle und Einsamkeit, Vermissen bringen Susi dann nach all den Jahrzehnten doch dazu, sich zu töten. SAM kann es nicht mehr verhindern.
DEAN ist ebenfalls befallen, er steht plötzlich regungslos im Raum, in seiner eigenen Welt. Im Purgatory. Es wäre so verlockend, so verführerisch, diese Flucht zu seinem „happy place“, wie ihm BENNY erklärt. Er würde niemanden und vor allem keinem Unschuldigen mehr weh tun müssen top-site. Er müsste weder CAS noch gar SAM töten, und er bräuchte sich nicht mehr verstellen, wäre keine Last und Bedrohung mehr für sie. Er könnte einfach im Purgatory bleiben, wo das Monster-Killen keine Konsequenzen hat, wo er sein kann, wie er ist. Er müsse eben nur sterben dafür. Bedrückend zu sehen, wie nah DEAN diesen Gedanken ist. Das ewige Gedankenkreisen versinnbildlicht darin, dass DEAN im Purgatory immer wieder an der selben Wurzel ankommt, wohin er auch geht.
SAM seinerseits wird auch von Schuldgefühlen heimgesucht, auch Susi’s Tod lastet er sich an. Alles, weil er seinen Bruder retten will, um jeden Preis, dass er Warnungen in den Wind schlägt und sogar mit ROWENA zusammenarbeitet. ROWENA taucht dann auch plötzlich in dem Haus auf, was SAM in schiere Verzweiflung stürzt, denn wenn DEAN herausbekommen würde … aber DEAN ist in seiner eigenen Welt gefangen. Mit Stricken an einen Stuhl gefesselt will SAM verhindern, dass DEAN sich unter dem Einfluss des Selbstmordfluches etwas antut, während er mit Hilfe von ROWENA nun alles daran setzt, die Box zu öffnen, den Codex zu holen und dem ganzen Spuk ein Ende zu setzen. Der Öffnungszauber der Box fordert Blut, Men of Letters Blut! Viel Blut. So ritzt sich SAM kurzerhand und gibt das Blut, von ROWENA umschmeichelt … und er blutet … und blutet … und blutet … doch die Box fordert mehr und mehr und mehr … es ist nie genug und falsche Freunde reden dir ein, dass es nicht genug ist, nie genug sein wird, dass du alles geben musst!
Wie aus dieser Situation herauskommen? Wird DEAN der Verlockung des Purgatory-Happy-Place nachgeben? Wird SAM sich für die Box ausbluten lassen?
DEAN ist es schließlich, der dem Selbstmordgiftwaberdings aus eigener Kraft entkommt. Das MoC will ihn lebendig – diese Flucht ist kein Ausweg! Als er Gedanken-Benny tötet, kommt DEAN frei (aufatmen meinerseits!), und kann zu SAM eilen. Wird er ROWENA bei SAM entdecken? Aber – Surprise – ROWENA war nie da, sie gehörte zu SAMs Selbstmord-Grundfantasien, und verpufft. DEAN ist also nach wie vor ahnungslos, was diese geheime Zusammenarbeit von SAM und ROWENA betrifft. Er kann SAM (mal wieder) retten, gibt sein Blut dazu, die Box öffnet sich endlich … und es liegt ein altes, zerfleddertes Buch drin. Der Codex. Was ist daran so wichtig, dass es mit einem so mächtigen Schutzzauber versehen werden musste? fragt DEAN. Gute Frage, SAM und wir ahnen / wissen die Antwort.
Dann fällt der Satz des Abends für mich, der meinem Herzen so gut tat: DEAN zu SAM:
„We’re better together than we are apart“. #AlwaysKeepFighting #SupernaturaI
— Jared Padalecki (@jarpad) April 23, 2015
Ahhh! Richtig!
Der Fall ist abgeschlossen, SAM bringt den Codex wie vereinbart zu ROWENA … und kettet sie fest. Good move, SAM! Sobald ROWENA das Heilmittel / den Gegenfluch zum MoC gefunden hat und er funktioniert, wird er sie freilassen und CROWLEY töten …
Fazit:
Eine sehr intensive Folge, in der zwar actionmäßig nicht viel passiert, aber auf Gedankenebene so einiges. Wie die diverse Gedankenkreise dargestellt werden, aus welchen Gründen Menschen vielleicht den Selbsttod wählen … bedrückend, beängstigend. Wie hilflos man auch oft zusehen muss. Always keep fighting! ist Jared’s Campagne … weil wir alle davon betroffen sein könnten, ob nun selbst von dunklen Gedankengiften umzingelt oder als Freunde / Familie, die keinen Zugang mehr finden zu demjenigen, den sie doch beschützen wollen.
Natürlich muss ich die Folge heute Abend noch einmal in Ruhe und mit weniger klopfendem Herzen schauen (außerdem nuschelt Herr Ty Olsson = BENNY immer etwas zu sehr für meinen Geschmack). The Werthers Project hinterlässt einen sehr bedrückenden Eindruck, aber auch etwas Hoffnung.
Always keep fighting!
Edit:
Es ist ein stilles Arbeiten gerade im Vormittagsbüro. Meine Gedanken fliegen von den immer gleichen Akten weg, hinein in das superantural-Universum. Die Folge hat doch tiefere Schnitte in mir hinterlassen, als ich zuerst glaubte. Sie lässt mich nicht los, und gleichzeitig kann ich (noch) nicht genau beschreiben, was es ist, was mich nicht los lässt. Möglicherweise die Vertrautheit längst vergessen geglaubter Gedanken, Gedanken von früher, als ich durch eine schwere, beängstigende Zeit ging, und ich jemanden und etwas brauchte, an das ich mich klammern konnte.
Außerdem ist da – wie so oft in dieser Serie – die Sorge um die Brüder, um beide; die Frage, was das alles wohl zu bedeuten haben mag und wohin es sie (und uns) führen wird. Das Finale der 10. Staffel rückt unbarmherzig näher und näher, wirft seine dunklen, unheilvollen Schatten; und ich weiß nicht, was es in mir zerschmettern wird. Das Warten auf die 11. Staffel wird schlimm, umso schlimmer, wenn die Brüder getrennt sein sollten in der letzten Szene …
Schlimm auch, wenn zu den eigenen Schatten der Vergangenheit – hochgespült und nicht mehr so schnell und einfach wegzuwischen -, noch die Sorge nicht nur um die Charaktere der Show, sondern auch um die physische und psychische Verfassung der actors dazu kommt. Es ist eben nicht nur ein Job für sie, so wie es für mich nicht mehr nur „eine Serie“ ist. Und dann stehe ich hilflos / machtlos den Gefühlen gegenüber, den eigenen, denen finktionalen, denen von J², kann nichts tun, kann nicht helfen … und wandere in meinem eigenen Purgatory ziellos immer im Kreis. Kreisgedanken, die nichts bringen, sich eben im Kreis drehen, dich nicht zur Ruhe kommen lassen, wieder von vorn beginnen … und immer an der selben Stelle enden. Ich war froh, das hinter mich gelassen haben zu können – glaubte ich. Nein, ich habe das hinter mir gelassen! Das, was ich nun durchlebe, ist eine Erinnerung, ein Echo, gefüllt mit Verständnis, weil ich diese Gedanken kenne, zu gut kenne – aber auch weiß, dass man es schaffen kann.
Always keep fighting!