„Auf zur Sail2015! nach Bremerhaven!“ hieß es – lange im Voraus für diesen Samstag verabredet – , und ich freute mich sehr. Schon auf der Fähre nach BRHV kam die Canon in Einsatz, und auch die vorsorglich mitgeschleppte Regenjacke.
Auf der anderen Seite angekommen, glaubte ich erst, das Ziel verfehlt zu haben, denn – es begrüßte uns das Mittelalter mit rockiger Musik.
Wir strebten fix weiter, dem Deich zu, vorbei an ersten Menschenmassen und faszinierender Trommelmusik, die mitriss.
Endlich: das war der Blick, den ich erwartet hatte, auch wenn die Lichtverhältnisse an diesem Samstag eher bescheiden ausfielen. Egal. Sail ist nur aller 5 Jahre.
Wir ließen uns in die Massen fallen und mit ihnen treiben und suchten Stärkung jener Art: Cocktails, Sex On The Beach und Caipirinha, die immer noch nicht Caipiranias heißen. Ein Becks und eine Krakauer sowie einem ergiebigen Regenguss später waren wir dann auch bereit, die große Schiffguckrunde anzutreten.
Schiffe aller Coloeur
Nicht nur Schiffe begegneten uns, auch diese beiden Gesellen, und während ich die Canon verzückt zückte und den Menschenstrom vor den Verkauf- und Losbuden etwas aufhielt, wurde mir die Frage gestellt, was ich denn in aller Welt in der Richtung fotografieren will, die Schiffe sind doch auf der anderen Seite!„Na, natürlich die beiden Teddys! Denn wenn ich sie mir schon nicht leisten kann, dann mache ich wenigstens ein Foto!“ Das war offensichtlich überzeugend, und ich durfte unbehelligt drauflos knippsen.
Und auch er durfte natürlich nicht fehlen in der Karniggel-Sail-Safari-Fotosammlung, auch wenn er in dem ganzen Trubel fast unbemerkt zu bleiben schien.
Das waren wirklich viele Yachten, die am Hafen angelegt hatten, aus allen Herren Länder und teilweise fein säuberlich mit Fußmatten vor den Stegen. Ich fragte mich, wie die sich wohl wieder ausfädeln würden, müsste auch nur einer jetzt dieses Yachtengewirr vorzeitig verlassen. Aber hübsch sah es aus, und ich ertappte mich dabei, von einem kleinen Segelturn zu träumen. Ein paar Tage Urlaub auf einem kleinen Segelschiff oder so etwas zu verbringen – könnte ich mir das für mich vorstellen? Man sollte das mal versuchen.
Gerade noch war ich mit meinen Gedanken auf Segelturn, als mich auch schon auf der anderen Seite (der Budenseite) Aladin’s Lampengeschäft fesselte! Das sah einfach zauberhaft aus, und ich musste ein Bild machen.
Schon wieder Schiffe!
Es gab viel zu sehen, viel zu riechen, und manchmal viel zu viele Menschen und eine übergroße DLRG-Gummiente (von der ich warum auch immer kein Foto habe, nirgends!). Zur Stärkung auf unserer Schiffsguckrunde, getippelt und geschlängelt durch Menschenmassen, gab es leckeren Frozen Yoghurt (von dem ich auch kein Foto habe, aber dass der lecker war, müsst ihr und könnt ihr mir einfach glauben).
Dafür gab es Fotos dieser Art, Bilder, die mich einfach faszinierten, auch wenn sie gänzlich ohne Schiffe auskamen.Mittlerweile waren wir eine große Runde gelaufen, der eine Cocktail und das Becks längst wieder abgearbeitet. Ballons, die eigentlich gegen Halbsieben in den Bremerhavener Abendhimmel steigen sollten (der glücklicherweise seit dem ersten Cocktail-Waiting-Shower dicht gehalten hatte, sahen wir keine. Es war vielleicht einfach nicht das richtige Wetter dazu, oder wir schlicht ständig an der falschen Stelle. Wir beschlossen jedenfalls, uns wieder an den Deich vorzuarbeiten, um bereits jetzt einen guten Platz für dasAbschluss-Feuerwerk zu ergattern. Denn in paar Sail-Erfahrungen der vergangenen Jahre ließen die Vermutung zu, dass zeitiges Kommen durchaus angebracht sein könnte.
Unterwegs dahin begegneten uns komische, aber amüsante Gestalten
… und einige schauten mich scheel an.
… bei dem kam aber jede Hilfe offenbar zu spät. Der Zahlmeister hing wohl schon länger im Mast.
Wenn man allerdings nicht aufpasste, konnte es passieren dass man selbst ungewollt Teil einer Show wurde. Wenn man nämlich diese eine besondere Gasse, von Menschen umstanden, hindurchtrottete, vielleicht auf dem Weg zur nächsten Bierbude oder zum Klo, dann konnte es passieren, dass aus dem Lautsprecher plötzlich Musik- oder Filmfetzschnippsel tönten, die sich irgendwie auf dich bezogen und die umstehende gaffende Masse in lautes Grinsen ausbrechen lies. Manchmal war das aber auch schon arg fies, wenn du merkst, dass die Menschen sich über dich lustig machen.
Den kleinen Husky aber interessierte das alles nicht, mich aber schon, denn der war zu niedlich.
Auf dem Weg zurück zum Deich noch eine kurze aber notwendige Pause eingelegt und Kaffee ergattert, der nun dringend nötig war, denn wenn ich auch bisher gut schwitzte und durch den mitgeschleppten Rucksack am Rücken klatschnass war, wurde es mit dem Sonnenuntergang doch etwas kühler.
Und dann beschlagnahmten wir am Deich einen Betonplatz, den wir heroisch und wartend auf das große Feuerwerk verteidigten. Während die Sonne unspektakulär einfach verschwand, bedauerte ich einmal mehr, nicht doch das Stativ und das Teleobjektiv mitgeschleppt zu haben.
Schiffe im Nebel kamen und fuhren vorbei und kamen wieder zurück, in der Ferne trällerte das Helene-Fischer-Fake und hinter uns wurden Laserpolarlichtstrahlen in den Himmel geschubst.Während sich der Platz immer mehr füllte und wir wild spekulierten, von wo aus das Feuerwerk wohl in die Luft geballert werden würde, schleppten zwei Lotsenschiffe ständig 2 Kreuzfahrtschiffe hin und her.
Die Frage war: Warum?
Und die Konversation mit dem mittlerweile neben mir platzierten Mann lief in etwa folgendermaßen ab:
Er: Wieso ziehen die den großen Pott jetzt schon wieder an dem anderen vorbei? Das hatten wir doch schon mal, können die sich nicht einigen, wo wer liegen soll?
Me: Vielleicht sind die ja in so etwas wie einem Kreuzfahrtschiffkrieg? Bestimmt bewerfen sie sich gleich mit Kanapees.
Er: Sind Kanapees nicht Sofas?
Me: Ja, stimmt, das sind auch Sofas. Das wird bestimmt lustig, wenn die gleich anfangen, mit Sofas zu werfen!
Die Zeit rückte voran, der Deich füllte sich immer mehr mit auf das Feuerwerkspektakel wartenden Menschen. Wann geht es denn nun endlich los? JETZT! Endlich! 23 Uhr.
Und dann kam die Enttäuschung, denn man sah …
Nur eine schwarze fette Wolke, hinter der wohl das Feuerwerk war. Och nö! Und wieso denn so weit weg? Enttäuschung machte sich breit, und die ersten verließen nörgelnd den Deich. Nach 5 Minuten war auch meine Geduld erschöpft, so hatte ich mir das nicht vorgestellt, und wir beschlossen, schon zur Fähre zu gehen. Von Musik und Ansprache (die es gegeben hat, wie ich später im Netz erfahren sollte) hat man auch nichts gehört.
Auf dem Weg zur Nachhause-Fähre klärte sich zwar die Wolke noch etwas auf und wir blieben noch einmal stehen, um doch noch kurz zu filmen und zu fotografieren, aber der Zauber blieb irgendwie auf der Strecke und man hörte auch kein tausendfach gerauntes Ahhh und Ohh …
Das war Schade … aber nun mal nicht zu ändern mehr.
Warum das Feuerwerk dieses Jahr so weit hinten (fast auf Höhe des Zoos) stattfand, muss ich wohl nicht verstehen, und die tausenden Menschen, die mit uns enttäuscht vom Deich dackelten, hatten das wohl auch nicht geahnt.
Doch trotz dieses eher bescheidenen – vielleicht auch mit zu hohen Erwartungen versehenen und deswegen leider enttäuschenden – Feuerwerkes, war dieser Sailtag 2015 ein außergewöhnlicher Tag.
O_O Die von Dir nicht gesehene Krusenstern – meine Big Mama – ist ja auf JEDEM Deiner Feuerwerksfotos
o/
Danke dafür (auch wenn Du gar nicht wusstest, dass Du sie dort mitfotografierst) 🙂