Fast wäre es ein ordinärer Montag gewesen, einer, der schon mit Kopfschmerzen anfing, weil irgendwo eine Pumpe in tiefen Frequenzen gegen das Regenwasser ankämpfte, das in der Nacht herunterprasselte. Ich mag ja Regen, aber das dumpfe Dröhnen der Pumpe erfolgte auf einer Schwingung, die ich offenbar gar nicht vertragen kann.
Lust auf Büro hatte ich eigentlich auch keine, aber nutzt ja nichts. Wenigstens habe ich „kurze“ Woche, also nur bis 16 Uhr Bürodienst. Als ich morgens dann als Erste im Büro ankam und wie immer die Bürotüren erst einmal weit öffnete, um frische Luft an die Akten zu lassen, lief flux ein kleiner, schwarzer Kater mit hinein, umschnurrte mich und hatte ganz offenbar Redebedarf. Der hatte sich scheinbar verlaufen und fand das Büro mit unserer Küche und den Schreibtischen sehr interessant. Er erzählte zutraulich, huschte um meine Beine, rümpfte über den hingereichten Käse gar die Nase und holte sich Streicheleinheiten ab. Meine Laune kletterte schlagartig um einige Oktaven nach oben.
Ich dachte, er gehört zur Obernachbarin, die hat Katzen, und vielleicht ist eine ausgebüchst. Also rief ich den kleinen Ausreiser, lief einmal mit ihm um die Ecke, klingelte bei Frau V.K. Diese öffnete die Tür und der Kater huschte sofort die Treppe hinauf, bevor ich noch fertig rufen konnte: Ich habe hier einen schwarzen Kater, gehört der zu ihnen? „JURI“, was machst du denn draußen?“ fragte Frau K. ein wenig vorwurfsvoll, aber der Juri war sich wohl keiner Schuld bewusst, während er schnurstracks die Treppe hochrannte. Meine Mission schien erfüllt; Ausreißer-Tier und sein Dosenöffner waren wieder vereint, ich konnte also mit dem langweiligen Montag fortfahren.
Dachte ich!
Denn ca. 20 Minuten später standen Frau V.K. und Juri wieder im Büro und Frau K. verkündete, dass sie ihre Katzen noch mal durchgezählt habe, und das wäre doch gar nicht ihr Juri! Ihr Juri ist brav zu Hause; wer das ist, wisse sie auch nicht! Derweil legte sich Kater Jon Doe auf die Fliesen vor die Bürotür und schien einfach zufrieden da liegen bleiben zu wollen. Chef wollte aber nicht. Chef ist ein Hundemensch, mit Katzen kann er nichts anfangen, mit vorlauten schon gar nicht.
Frau V.K. teilte also mit, dass es nicht ihr Katertier ist, es in der Nachbarschaft auch keinen gäbe, der den Kater kennt, und sie jetzt über Facebook ein Fahndungsfoto einstellt und so lange den Ausbüchser erst mal wieder einsammelt und mitnimmt, denn immerhin ist vor der Haustür gleich die Hauptstraße; da wollten wir alle lieber nichts riskieren. Frau V.K. mit unbekannten Kater dackelten wieder ab.
2 Stunden später stand ein junger Mann im Büro: Er möchte seine Katze abholen! Die Katze ist tatsächlich ein neugieriger Kater, heißt Pluto, redet viel, ist sehr zutraulich, mag keinen Käse und ist von gaaaaaaanz da hinten ausgerissen! Jetzt haben wir eine Telefonnummer, falls Pluto sich mal wieder zu uns verirren sollte, können wir anrufen.
Alles wieder gut. Der Montag ging vorbei, ich habe pünktlich Feierabend machen können und werde mich jetzt in eine neue Lovestory von Brian & Justin versinken.