Trubel herrschte auf dem Marktplatz, der mit Menschen überfüllt war, die allen durcheinanderschrieen und von einem Ende des Platzes zum anderen drängten. Ich war mittendrin in dieser Menschenwoge, ausgeliefert und einer Panik nahe. Doch der Grund für meine Furcht war nicht, dass ich zwischen all diesen Menschen feststeckte. Meine Furcht bestand darin, abgedrängt zu werden von der schwarzen Laterne am Rand, in deren gleißendem Licht Unerhörtes geschah: Ein Kampf, Dean und Sam gegen eine Horde von Dämonen oder Engeln, der Unterschied war nicht mehr ganz erkennbar, alle trugen lange schwarze Ledermäntel. Aus der Entfernung konnte ich sehen, dass Cas blutend am Boden lag und Dean deswegen scheinbar völlig panisch noch wilder um sich schlug. Ich musste da hin, unbedingt, denn irgendwie kam es darauf an, dass ich dort war. Ich spürte diese unfassbare Gewissheit, dass ich durch die schreiende panische Menschenmenge hindurch zu der Laterne musste, wo Cas blutend am Boden lag und Dean und Sam kämpften, um die Übermacht der Angreifer abzuwehren. Und ich schaffte es. Als ich die Laterne erreichte, sah ich Deans Gesicht und sein erleichtertes Aufatmen, als hätte er auf mich gewartet. Ich berührte die Laterne und Dean, Sam und Cas verschwanden mit mir aus dem Gedränge und dem Kampf. Ein blauer Scherbenstrudel trug uns in ein Boot auf einem ruhigen See. Stille, Frieden umgab uns, als wir gemeinsam in dem Boot sanft durch ein grünes Paradies glitten. Sam kümmerte sich um den benommenen Cas; und Dean sah mich mit diesem Blick an, der mich erschauern lässt.
Dann wachte ich auf und fand mich in einer Reihe wartender Fans auf einer verschlungenen, eisernen Treppe wieder. Wir warteten auf Autogramme von Jensen und Jared, die auf der obersten Plattform saßen. Mir war schwindelig und ich verstand nicht, warum das Boot und der ruhige See so plötzlich verchwunden waren. Langsam wurde mir bewußt, dass ich geträumt haben musste. Nichts von dem Kampf auf dem Marktplatz und der Flucht durch den Scherbenstrudel in das Boot war passiert. Enttäuschung machte sich in mir breit, aber ich wollte mir nichts anmerken lassen. Der Traum hatte sich so real angefühlt, so echt. In der Realität dagegen war ich nur eine von vielen. Man schubste mich weiter nach oben, bald war ich an der Reihe, mir mein Autogramm abzuholen. Das Metall der eisernen Treppe kühlte meine Haut.
Aufregung machte sich breit und auch Furcht. Hätte es einen Weg gegeben, mich durch die wartende Fanschlange die eiserne Treppe wieder hinunter zu stehlen, ich hätte es getan, so wie ich mich energisch im Traum zu der Laterne durchgekämpft hatte. Aber das war in einem Traum gewesen – jetzt sah ich keine Chance, vor meiner eigenen Furcht davonzulaufen. Immer weiter drängte man mich nach oben; und dann stand ich vor ihm, wagte es nicht, in seine Augen zu schauen. Plötzlich hörte ich meinen Namen. Wer hatte meinen Namen gerufen? Erstaunt hob ich den Kopf und langsam wurde mir klar, dass ER meinen Namen kannte. Wieso kannte er meinen Namen? Ich hatte kein Ton gesagt und niemand schien meinen Namen zu kennen, wieso also rief er meinen Namen? Er stand auf und eilte, ein paar junge Mädchen sanft wegstoßend, auf mich zu. Auch Jared hatte mich jetzt entdeckt und brach seinerseits die Autogrammstunde an seinem Tisch ab. Schlagartig wurde es still auf der Plattform und auf der Treppe, wo noch immer unzählige Fans geduldig darauf warteten, an die Reihe zu kommen. Dean kam auf mich zu und nahm mich einfach in die Arme. „Thank you!“ flüsterte er nur immer wieder. Sam stand etwas hilflos daneben und lächelte schief. Dann fühlte ich etwas in meiner Hand, einen Zettel. Dean nickte mir zu und ließ mich das zusammengefaltete Papier öffnen. Ein Raunen ging durch die wartenden Fans und ich hörte die Fragen, was denn los sei und warum es nicht weiter gehen würde. Wieso herrschte so ein Trubel um eine kleine dicke hässliche unscheinbare Frau? Ich hörte die gehauchten Antworten, die wie Twitterzeilen durch die Luft wehten: Sie ist es, die Frau aus dem Traum! Dann blickte ich auf die Zeilen auf den Zettel und entdeckte auch da meinen Namen. Das Papier war sehr dünn und eng bedruckt, fast schien es aus einer dieser Bibeln mit den hauchzarten Pergamentseiten gerissen zu sein. Der Vers, in dem mein Name stand, schien eine Art Psalm zu sein. „Und du, Sabine, wirst finden, was deine Seele sucht.“ Das letzte was ich sah bevor ich auch aus diesem Traum aufwachte, wirklich aufwachte, waren Deans glückliche Augen.
Was für ein schöner Traum 🙂
Du bist bestimmt total entspannt aufgewacht, oder?
Aus irgendeinem Grund kamen mir die Tränen…
wow. Wahnsinn. Das muss echt wunderschön gewesen sein 🙂