Ja, ich gestehe, ich nutze Google, wenn ich irgendetwas oder jemanden im Netz finden will; und ja, Google ist auch meine Startseite auf so manchem PC. Ich habe mich eben dran gewöhnt. Außerdem mag ich die Doodles, die mich so manches Mal schon an besondere Tage erinnert haben und die immer wieder interessant anzuschauen sind und zumindest mir so erschienen, als wären sie mit viel Hingabe und Liebe und Spass gefertigt. Natürlich habe ich auch schon von dem neuen Google-Netzwerk Google+ gehört! Selbstverständlich. Aber ich bin ja – der werte Leser wird sich neblig erinnern – wieder bei Facebook gelandet und im Grunde meines Herzens ein twitterndes Wesen. Deswegen habe ich nur kurz darüber nachgedacht, als ich vor Wochen eine Google+Einladung bekam, und für mich entschieden: Brauch’ste nicht auch noch. Damit war ich zufrieden.
Heute morgen jedoch – ich logge mich wie immer in den Büro-PC ein und will als erstes Tweetdeck und meine Nachrichten checken, begrüßt mich ein blauer Pfeil:
Neugierig, wie ich nun mal bin, will ich auch gleich wissen, was es mit dem ICH auf sich hat, obwohl ich ahnte, wo es mich hinführen wird:
Jetzt ist also Google+ offen für alle und man kann nicht mehr nur auf Einladung hin seine eigenen Kreise dort ziehen. Noch ein Netzwerk eben, angeblich sicherer als Facebook.
Allerdings huschten auch ganz kurz ein paar Fragen durch mein Gehirn (und das vor dem ersten Kaffee, was als besondere Leistung durchaus an der Stelle gewürdigt werden sollte): Ist dein Status in der Gesellschaft bald zum größten Teil abhängig davon, in welchen oder in wie vielen Netzwerken du dich bewegst? Wird deine Menschlichkeit von der Anzahl deiner virtuellen „Freunde“ und der „I Like“-Klicks bestimmt? Stehen diejenigen, die sich Netzwerken (mit durchaus guten Gründen) verweigern, bald als Eigenbrödler und Seltsamler im Abseits und bekommen kaum noch was mit? Und wenn man schon in einem Netzwerk verbandelt ist; wer bestimmt eigentlich, wie oft und was ich da zu posten habe? Bin ich quasi für die virtuelle Welt tot, wenn ich 12 Wochen lang meinen Status nicht geupdatet habe? Reichen bereits 6 Wochen für den virtuellen Totenschein? Virtuell stinkt es ja auch nicht aus der Nachbarwohnung heraus, wenn man längst den Maden als Schlaraffenland zur Verfügung steht. Man wird vermutlich einfach vergessen.
Ein wenig gibt mir diese Netzwerk-Welt schon zu bedenken, da man sich selbst – oft ohne es recht zu merken – durchsichtig macht.
Google+ wird jedenfalls weiterhin auf mich verzichten müssen.