Sophie saß auf der weichen, blauen, kostenbaren Decke auf dem Sofa im Wohnzimmer, und lauschte ihrer Großmutter, die aus ihrem Lieblingsbuch vorlas. Ihre Großmutter saß am Stubentisch, hatte die goldene Brille auf die Nase gesetzt und las konzentriert die Geschichte über den Indianerjungen und sein Pferd, die Sophie so sehr mochte. Das Mädchen sehnte sich danach, endlich selbst lesen zu dürfen, aber noch ergaben die Buchstaben für die 4-Jährige keinen Sinn. So saß sie still, lauschte und beobachtete dabei die Schatten, die das einbrechende Licht auf der Schrankwand hinterließ. In Gedanken ritt Sophie neben dem Indianerjungen durch Wiesen und Wälder.
Sie hätte gern ein Pferd gehabt, aber wie sollte das Pferdchen bei ihr im Bett schlafen? Immerhin war das ein Doppelstockbett, und Sophie schlief oben.
Sophie seufzte ganz leise, als Oma das Kapitel beendet hatte und vorschlug, nun den Kaffeetisch zu decken. Begeistert stimmte Sophie zu und hüpfte von der Couch. Die alte Dame stellte das gute Sonntags-Kaffegeschirr auf den Tisch; jene weißen Porzellan-Tassen und -teller mit dem Goldrand, die nur an bestimmten Feiertagen herausgeholt wurden. Sophie war an den Tisch getreten und stellte erstaunt fest, dass sie jetzt über die Tischplatte sehen konnte. Für einen Moment war sie sprachlos und minutenlang betrachtete sie den gedeckten Tisch, erstaunt über diese neuen Einblicke.