Spagetti-Apokalypse in der Schwimmhalle

Träume sind etwas wunderbares, und manchmal sind meine seltsam. In letzter Zeit träum(t)e ich wenig, zumindest blieben sie nicht in Erinnerung, hinterließen keine Spuren und Echos. Nicht so letzte Nacht. Der Traum von letzter Nacht war …. besonders, aber verwirrend. Verwirrend besonders. Ich versuche ihn zusammenzukratzen:

Der Hörsaal war brechend vollgestopft mit Menschen, die miteinander tuschelten und hin und wieder erwartungsvoll auf die noch leere Bühne schauten, wo gleich der Dozent auftauchen sollte. Ich war unter der Menschenmenge, doch für mich. Es war völlig normal, dass ich in diesem Hörsaal war; ich gehörte hier hin. Etwas in mir war nervös, als wenn ich die Hausaufgaben vergessen habe.

Der Dozent erschien und schlagartig wurde es still im Saal. Er stellte sich hinter sein Rednerbult und schlug ein großes, verstaubt und alt wirkendes Buch auf. Die Stille im Hörsaal knisterte. Der Dozent war ein ca. 45 Jahre alter Mann, gutaussehend, 3-Tage-Bart, dunkle volle Haare, gekleidet in Jeans und mit dunklem Cord-Jacket. Die Studentinnen neben mir hingen mit ihren Augen an seinen Lippen. Ich kannte den Dozenten nicht, …

… und ich verstand auch kein Wort von dem, worüber er dozierte. Doch in mir war ein Gefühl, als wenn ich unbedingt verstehen müsste, undbedingt! Dass es lebensnotwendig war, zu verstehen. Doch so sehr ich mich auch anstrengte, seine Worte ergaben für mich keinen Sinn, verblassten und verschwanden wie Staubwolken. Der Dozent hatte mittlerweile die Bühne mit dem Rednerbult verlassen und spazierte durch die Zuschauerreihen. Er kam genau auf mich zu! Es war zu spät für mich, um jetzt noch unbemerkt den Saal verlassen zu können. Die Scham, die Hausaufgaben vergessen zu haben, kribbelte in meinem ganzen Körper und ich versuchte unsichtbar zu werden. Und noch immer verstand ich kein Wort von dem, was der Dozent pausenlos mit eindringlicher Stimme sprach – und nun zu mir sprach.

Dann wachte ich auf … schlagartig, keuchend. In einem Zimmer wie aus einer Game of Thrones-Kulisse. Hohe Säulen, hohe offene Fenster, durch die eine goldene Morgensonne schien, der Wind ließ die weißen Vorhänge vor den Fenstern sanft wehen. Das Bett, in dem ich lag, war riesig und ebenfalls von zart durchsichtig schimmernden Vorhängen umgeben. Große, mit Brokatsamt bezogene Kissen lagen um mich herum. Ich war allein in diesem Zimmer, in dieser Zeit. Wo war der Dozent? Und wieso dachte ich zuerst an den Dozenten? Gegenüber dem Bett öffnete sich die überdimensionierte schwere Holztür und ein Zwerg schlüpfte herein. Seine Schritte tappsten über den Fliesenboden zu mir. Er trug ein Tablett, auf dem das Buch lag, aus dem der Dozent vorgelesen hatte. Die Augen des Zwerges blickten eindringlich und blau und flehend. Ich musste unbedingt verstehen! Ich berührte das Buch und schloss die Augen …

… und ich verstand plötzlich! Mit dem Verstehen wechselte ich wieder den Ort. Von einem Augenblick zum anderen befand ich mich in einer Art Schwimmhalle. Es waren mehrere Becken, die alle durch Kanäle verbunden waren. Und überall – wirklich überall – waren Menschen; Männer, Frauen und Kinder. Die Kinder spielten ausgelassen im Wasser, sprangen von den Beckenrändern aus hinein, plantschten vergnügt. Die Erwachsenen aber schauten besorgt und orientierungslos, und sie schauten Mich! an, als müsste ich wissen, was als nächstes passieren würde. Und ich wusste es! Seltsamer Weise wusste ich es! Denn ich war bereits an diesem Ort gewesen, in einem anderen Leben.

Panik stieg in mir auf und ich schaute mich hektisch um. Die Menschen mussten aus dem hinteren Becken, bevor es zu spät sein würde. Ich schwamm um mein Leben an das andere Ende der Schleuse, scheuchte alle Menschen in das am anderen Ende liegende Becken. Wir hatten keine Zeit mehr! Viel zu langsam bewegte sich die Menschenmenge durch die Wasserkanäle aus dem hinteren Becken in das vordere. Viel zu langsam! Dann sah ich das erste Opfer. Ein kleiner hübscher Junge, dessen Haut vor meinen Augen zerschrumpelte und aussah, als wenn sie aus Spagetti bestehen würde, die sich wie Würmer auf seinem Hals und Rücken wanden. Die Augen des Jungen wurden glasig, wässrig und ausdruckslos. Die Menschen um uns herum schrien entsetzt auf und es drohte eine Panik auszubrechen. Ich schwang ein goldenes Schwert, brüllte Befehle und scheuchte mehr Menschen in das hintere Becken! Dort wären sie in Sicherheit. So viele Menschen jedoch, wie sich in das hintere sichere Becken retten konnten … es waren nicht genug! Immer mehr Spagetti-Haut-Menschen wurden herangespült. Es war ein aussichtsloser Kampf für mich allein. Ich schubste und sortierte Menschen, hielt mir die Spagetti-Monster mit dem Schwert von Leib. Bei jedem Spagetti-Opfer empfand ich Trauer und Verantwortung, denn vor wenigen Minuten war das noch ein Sohn, eine Tochter, Vater, Mutter, Bruder oder Schwester … und nun: ein Spagetti-Zombie, zum Tode verurteilt, wenn es meinem tanzenden Schwert zu nahe kam! Ich weinte und kämpfte verbissen und weinte und kämpfte und schrie. Wenn ich nur mehr Zeit hätte! Das Wasser färbte sich rot, überall war Geschrei und Panik; doch hatte ich es irgendwie geschafft, Menschen und Spagettizombies voneinander zu trennen. Ich war die Grenze, ich verteidigte allein den einzigen Zugang, den die Spagettizombies hatten, um an die Menschen in dem anderen Becken zu kommen. Hinter mir stand nur der Zwerg, feuerte mich an, machte mir Mut, erinnerte mich an das Buch und den Schwur und das Siegel, dass ich durchhalten müsste, bis die Menschen gerettet wären. Ich kämpfte immer aufs Neue die Spagettizombies zurück, mein Arm mit dem Schwert wurde immer schwerer, meine Tränen versperrten mir die Sicht.

Lichter blitzten in dem Menschenbecken hinter mir auf. Wie Blitze, und die Menschen wurden in den Himmel gehoben, einer nach dem anderen in Sicherheit gebracht; während ich die immer wütender werdenden Zombies zurückdrängte, so gut ich es vermochte. Ich spürte, dass mich meine Kraft verließ, dass ich nicht mehr lange durchhalten würde, aber durchhalten musste. Die Zeit schien sich endlos zu dehnen. Das Geschrei der Menschen wurde weniger; ich wagte einen Blick zurück … nur noch wenige Menschen warteten auf das Licht, das sie in Sicherheit bringen würde, das Menschenbecken war fast leer. Die Spagettizombies schrieen wütend.

Als der letzte Mensch in einem Lichtblitz verschwand, waren nur noch ich und der Zwerg übrig. Er schrie mir etwas zu, gestikulierte wild, ich müsste nun in das Lichtblitzbecken, meine Aufgabe war erfüllt. Ich ließ das Schwert sinken und fiel erschöpft in das Wasser … über mir brach eine Welle aus Spagetti-Monstern zusammen.

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  • Hörsaal = Nun gut, dass ich in meine Studentzeit zurückversetzt wurde, erklärt sich eventuell dadurch, dass das am Wochenende Thema auf der Party war
  • Dozent = So sehr ich es mir auch im Nachhinein wünschen würde, dass der Dozent Dean gewesen wäre, er war es nicht. Ich kannte diesen Dozenten, jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich ihn gekannt hätte
  • Game of Thrones = wie mein Unterbwusstsein dazu kommt? Ich habe bisher maximal 4 Folgen GoT gesehen, und auch die nur aus dem Zusammenhang gerissen. Es ist nicht so, dass ich GoT-verrückt wäre, möglicherweise schaue ich es eines Tages tatsächlich komplett
    Wie es nun in meinen Traum kam? Vermutlich, weil einer der letzten Tweets, den ich aufschnappte bevor ich ins Bett verschwand von GoT handelte
  • Zwerg = Okay, das ist einfach zu erklären, denn der Tyron aus GoT, ist der einzige, an den ich mich wirklich erinneren kann aus den 3 oder 4 Episoden, die ich gesehen habe
  • Schwimmhalle = war die letzten tage gedanklich immer ein Thema, denn eigentlich wollte / müsste ich endlich mal wieder Schwimmen gehen, habe es aber auch an diesem Wochenende nicht geschafft, mich aufzuraffen
  • Spagetti = nun ja … Spagetti passen irgendwie gar nicht in mein Unterbewusstsein, möglicherweise sollte ich mal wieder welche essen.
  • Schwert = wo das her kam? Keine Ahnung, ich hatte es einfach.

Und was wollte der Traum mir sagen? Ich denke darüber nach …

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