Vorwort:
Meine höchst persönliche Theorie darüber, warum ich in letzter Zeit scheinbar nicht mehr so kolossal freaking awesome träume ist, dass einfach vor meiner kolossal freaking Traumzeit das Höndü meinen Lieblingssong spielt und ich aufstehen muss, um Akten zu schubsen. Heute jedoch – es ist kurz vor 9 Uhr – habe ich noch frei auf Krankenschein; und im Gegensatz zu den anderen verhusteten Nächten war es diesmal endlich wieder so, dass ich sofort eingeschlafen bin und durchschlafen konnte, jedenfalls so lange, bis draußen zweimal eine dämliche Autohupe meinen kolossal fantastischen Traum abrupt beendete. Aber bis dahin war es ein witziger Traum, den ich jetzt, bei Kaffee, einer Batterie von Taschentücher und dem Gedudel des Morgenshowradioprogramms verbloggen werde.
Durch die Hongkonger Hochhausschluchten irrte eine Horde junger Frauen etwas hektisch und planlos und in seltsame weiße Kleider gehüllt. Eine der Frauen war ich. Wir suchten eine Studentenunterkunft, hatten einen kleinen Zettel als Wegweiser, der aber völlig nutzlos war in dem Gewirr. Nebenbei sollten wir noch Zeitungen zustellen. Wir betraten das erste Hochhaus und fuhren mit dem Fahrstuhl in den 13. Stock, um dort mit dem Verteilen der Zeitungen zu beginnen. Dabei sollten wir die uns zugewiesene Unterkunft finden. Das war jedenfalls der konfuse Plan. Voller Zuversicht betraten wir den Flur, der plötzlich aussah, wie das Treppenhaus meines alten Elternhauses. Ich erkannte die Türen der Nachbarn. Doch als wir die Zeitungen durch die Schlitze stopften, öffnete sich bereits die erste Tür und eine Hausfrau in einem karierten Kittel meckerte uns an, dass sie doch keine Zeitung haben wolle. Die nächste Tür, an die wir kamen, erkannte ich sofort: Es war die mit dem geheimen Loch an der Seite, durch die man nur einen länglichen schmalen Gegenstand, etwa eine Häkelnadel, stecken musste, um die Tür zu öffnen. Schon standen wir in der Wohnung, in der nichts weiter stand, als eine hohe, dunkelhölzerne Schrankwand, in der ein Unterkasten völlig fehlte. Ich betrachtete verdutzt die halbfertige Schrankwand und überlegte, wer denn wohl einen einzigen Schrankwandunterkasten stehlen würde und wie er das geschafft haben könnte, ohne dass die restliche Anbauwand völlig in sich zusammenstürzte. Meine Begleiterinnen jedoch wunderte das scheinbar nicht und sie begannen, die Schrankwand mit den mitgebrachten Zeitungen vollzustopfen.
Schon war es Zeit für die Mensa. Wenn wir noch Plätze erhalten wollten, mussten wir uns sputen. Wir fuhren also mit dem Fahrstuhl ein paar Stockwerke weiter und gelangten in ein Foyer, das aus Glas bestand. Wie erwartet war es bereits zu einer Warteschlange gekommen, überall tratschende Studentenreihen, die auf ihr Essen warteten. Ich sah durch eine der großen Glasfassaden hinaus auf den Parkplatz, als dort gerade ein schmutziger dunkelgrüner alter Opel einfuhr. Mit quietschenden Reifen schlitterte er über den Kies und halb über den Rasen, fuhr noch etwas rückwärts und kam zum stehen. Ich kannte das Auto und wusste sofort, wer derartige Bremsmanöver gewöhnlich hinlegte. Und richtig: Bernadette von TBBT stieg aus; und mit ihr auch alle anderen Schauspieler aus eben jener Serie. Mein Gehirn dachte nur: Bitte nicht die! Doch es war zu spät um sich zu verstecken; die TBBT Gang hatte das Schlangenende und damit mich bereits erreicht und reihte sich ein. Bernadette winkte mir zu und fragte mich, ob ich schon von dem Vorfall auf dem anderen Parkplatz gehört hätte? In meine Stirn tauchte ein Reihe von Fragezeichen auf. Welcher Vorfall? Und wieso sah Raj so … anders aus als in der Serie? Seine Haut war nämlich schneeweiß, er war blond gelockt und sein indischer Akzent war verschwunden. Aber natürlich! Er war ja nur der Schauspieler, privat sah er eben ganz anders aus. Die Studenten in der Reihe um mich herum tuschelten, sie hatten die Schauspieler auch erkannt und betrachteten sie mit Ehrfurcht. Ich fand das einfach lächerlich, hatten die nicht gesehen, wie schlecht Bernadette einparkt?
Während ich noch darüber nachgrübelte, erzählte mir Bernadette von dem tragischen Vorfall auf dem Parkplatz nebenan: Ein bewaffneter Waschbär hätte auf einer kreisrunden, etwa 5 Meter im Durchmesser großen Wiese, genau in der Mitte, ein plärrendes Kind als Geisel genommen. Diese Information setzte die neugierigen Studenten in Bewegung, alle rannten sie zu der Wiese, um den terroristischen Waschbär und das plärrende Kind zu beglotzen. Ich beobachtete alles weiterhin durch die Foyerfensterscheiben und war sprachlos, wie dumm die Masse war! Sahen die nicht, dass das Kind den Waschbär in seiner Gewalt hatte? Der Waschbär war das Opfer! Bernadette schrie irgendwas von: Freiheit für die Wiese! und alle beschlossen, zurück in die Mensa zu gehen, Waschbär und Kind sich selbst zu überlassen und für die Freiheit der Wiese einfach das heutige Mensaessen nicht zu bezahlen! Alle waren begeistert, ich war verdattert, denn das ergab für mich nun gar keinen Sinn. Der Waschbär schulterte sein Maschinengewehr, zuckte mit den Waschbärachseln und trollte sich davon, während das Kind immer noch plärrend und missachtet auf der Wiese hockte.
…. und dann hupte der dämliche Autofahrer und riss mich in den Morgen.