Der kleine Kotz-Post in der Mittagspause

Den hätte ich eigentlich schon gestern Abend schreiben sollen, als ich heulend nach Hause fuhr aus dem Büro und am liebsten schon wieder gekündigt hätte!

Wieso mache ich aber auch überhaupt nie was richtig?

Da ich irgendwann vor Urzeiten Chef mal zeigte, wie man eine PDF erstellt (oder diese öffnet, oder wie man im Web nach Programmen suchen kann, um seltsame Dateien zu öffnen … ) jedenfalls seit geraumer Zeit denkt Chef, dass ich was PC & Co. betrifft DIEjenige bin, die alles wissen und können muss. Meine diversen Einwürfe, dass ich auch nur ab und an mal was aufschnappe, aber ansonsten brav die Leute anbettel bei Problemen, die sich damit auskennen, ignoriert er.

Und was war nun passiert?
Bekanntlich buchhalte ich ja in der Kanzlei herum. Was auch nicht das Problem ist. Nun wollte das Steuerbüro doch noch die Sachkontenblätter für 2017 haben – warum ich die noch nicht hergegeben hatte, weiß ich jetzt auch nicht mehr, aber ist ja kein Problem, ich weiß ja, wie es geht. Also tat ich, was ich auch die Jahre zuvor immer tat, wenn das Steuerbüro solche Dinge haben wollte: Ich stellte das Buchhaltungsarchiv für 2017 wieder her und wollte dann die Sachkontenblätter drucken.

Nur ließ sich eben das blöde Jahr 2017 aus unerfindlichen Gründen (die ein ITler vielleicht verstehen würde) nicht wieder herstellen. Alle anderen Jahre waren da, 2017 nicht. Ich habe keine Ahnung, wo der Fehler lag oder was ich hätte anders machen können. Ich kam jedenfalls an die 2017-Konten nicht (mehr) ran. Also rief ich dann die Hotline (stand ja auch so in dem Fehleraufploppkasten des Programmes). Via TeamViewer haben die sich dann auch auf meinen PC drauf geschaltet, aber das Problem ging wohl tiefer und war eben nicht mal eben so zu lösen. Der EDVler konnte mir auch nicht sagen, wie das Problem überhaupt zustande kam.

Zwischenzeitlich kam Chef aus seiner Mittagspause zurück und sah mich nur am Telefonieren, und während ich diverse Dateien mitsuchte, um wie gesagt an die geforderten Jahreszahlen zu kommen. Dabei konnte ich natürlich schlecht tippen, oder buchhalten, oder überhaupt ans Telefon gehen … ich war ja anderweitig besetzt. Die Sache dauerte, und kam dann gestern Abend doch nicht zu einem Abschluss.

Irgendwann – als mich die Hotline auf morgen vertagte – habe ich dann versucht, Chef das Problem zu erklären; aber der wollte das alles NICHT wissen. Der Fehler lag SELBSTVERSTÄNDLICH bei mir! Ich bin dafür verantwortlich, und warum mache ich denn den Jahresabschluss 2018 schon, wenn der von 2017 nicht stimmte?! Ähm … nein Chef, die Jahresabschlüsse waren alle in Or…
„Das interessiert mich nicht! Es ist ihre Aufgabe, dass das in Ordnung ist, und sie verplempern mein Geld und meine Zeit …!“
Ist klar! Mein Fehler! Wie konnte ich auch nur etwas anderes annehmen?

Wenn ich mich getraut hätte, hätte ich Chef seine Tür geknallt. Das tat er dann für mich. Dann redeten wir nicht mehr miteinander. Das tun wir immer noch nicht, einen Tag und mittlerweile eine gerettete 2017-Sachkonten-Aufstellung später. Wenn er lustige Anekdoten zum besten geben will, stellt er sich in das andere Schreibzimmer, wo A. sitzt. Ich werde ignoriert. Mir werden die Mappen zurück auf den Tisch geknallt. Wenn Post zurückkommt, weil die Adressaten nicht mehr dort zu ermitteln sind, ist das mit vorwurfsvollem eisigen Blick meine Schuld – wieso weiß ich das denn nicht, bevor ich 70 Cent verplemper?!

Ich kann mal wieder nur verlieren; und es ist auch kein Wunder, dass ich letzte Nacht davon träumte, unbedingt den Zug nach OL zu erwischen und dort um die Rückgabe meines Jobs zu betteln. Da wusste man jedenfalls, was ich kann und man sagte auch mal Danke.

Zurzeit herrscht eisiges Schweigen, und ich hab ständig Wuttränen in den Augen, denn ich weiß gar nicht, was ich hätte anders machen sollen. An das nächste Update traue ich mich gar nicht heran, denn wenn es schief geht, ist es selbstverständlich MEINE Schuld.

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Eine Antwort zu Der kleine Kotz-Post in der Mittagspause

  1. Saŝa K. sagt:

    Boah! O.o
    Schick deinen Chef mal bei mir vorbei, aber erwähne niemandem gegenüer, wo du ihn hingesendet hast …
    *schleif, schleif, schleif, Plastikplanen ausleg*
    Seine Firma, seine Aufgabe, eine IT-Sicherheits-Strategie zu fahren mit Backup & Co, seinen Job, einen Operator zu haben, der für die Lauffähigkeit, Wartung der IT-Systeme zuständig ist … Das Früchtchen wird mir immer unsympathischer …

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