Klecks

Teil V

Die Böllerei geht los und wenn Klecks die auch alle die Jahre machoartig ignoriert hat, heute sieht das anders aus. Gerade schießen sie schon wieder unter unserem Stubenfenster die ersten Raketen und Knaller in den nieselverhangenen grauen Himmel und Klecks war nicht zu bewegen, seine nächsten 15 Minuten still unter dem Rotlicht zu liegen. Er zog es vor, sich unter den Couchtisch zu zwängen. Da liegt er nun, zu meinen Füßen, eingehüllt und versteckt in seiner Lieblingsdecke und will nicht entdeckt werden.

Teil IV

Heute ist endlich die Rotlichtlampe für Klecks angekommen, unter die wir ihn auch sofort geparkt haben. Es schien ihm zu gefallen, wenn wir ihn auch ständig davon abhalten mussten, direkt in das Rotlicht zu gucken (und Katzen tragen so selten längere Zeit Sonnenbrillen). Krümel besetzte sofort den leeren Karton (was auch sonst).

Überhaupt habe ich den Eindruck, dass es mit seinem Bein besser wird, aber es könnte auch sein, dass er nur immer besser mit der Situation umzugehen lernt und auch mit 3 Beinen stetig flinker unterwegs ist.

Auch das Verabreichen der Tabletten geht überraschend gut, obwohl er mir heute den Käse um die Tablette drumherum weggelutscht und selbige dann prompt ausgespuckt hat. Aber ich habe es gesehen und habe sie ihm einfach wieder in den Mund gestopft. So nicht, Herr Klecks! Den Käse ablutschen und die Medikamente verschmähen.

Wie erwartet, liebt Krümel – unsere alte Katzendame – die neue Lampe auch heiß und innig.

Teil III

Noch immer ist das Bein lahm und ich weiß nicht, ob er es jemals wieder wie früher wird benutzen können. Es scheint mir, dass er bereits besser auf 3 Beinen vorankommt, heute hat er es zum ersten Mal alleine wieder auf’s Sofa geschafft. Aber es tut mir weh, ihn so behindert herumkriechen zu sehen. Schmerzen scheint er keine zu haben, die meiste Zeit ruht er sich von dem anstrengenden Robben aufs Katzenklo aus.

Heute habe ich ihm die erste Tabletten verabreicht. Das ging besser, als befürchtet, denn seinen Appetit hat er jedenfalls nicht verloren, seinen Anflug von Futterneid auch nicht. Und so fütterte ich abwechselnd erst Krümel und dann Klecks mit Leberwurst-Häppchen, wobei ich schlauer Weise die Tablette für Klecks in sein Häppchen einbuddelte. Hat wunderbar geklappt.

Dann hat er den Nachmittag schlafend und eingekuschelt auf dem Sofa verbracht. Wenn man ihn so liegen sieht, könnte man meinen, es fehlt ihm gar nichts. Dann ballerten irgendwelche Hornochsen vor unserem Fenster jetzt schon herum, und er erschreckte sich dermaßen, dass ich ihn kaum beruhigen konnte. Armes Katerchen, es muss ein blödes Gefühl sein, wenn man instinktiv wegrennen will, aber dann ganz schnell feststellen muss, dass man nicht kann.

Morgen können wir die Rotlichtlampe von der Post abholen. Ich hoffe wirklich, dass es mit ihr ein ganzes Stück besser wird.

Teil II

Noch immer kann ich keine Entwarnung geben. Klecks sein Bein ist gelähmt, aber ansonsten geht’s ihm gut. Er schnurrt und frisst (vorzugsweise natürlich alles mögliche an Leckerlies) und – mit das Wichtigste – er kackt (ja sorry, so ist das nunmal). Die nette Tierärztin (die übrigens nur vertretungsweise dort ist und sowohl Klecks‘ Herz als auch das unsere im Sturm eroberte) befürchtete nämlich, dass sich die Lähmung auch auf die Blase ausgedehnt haben könnte – was total blöd käme. Aber so ist „alles erst mal schön“, sofern man das in der jetzigen Situation sagen kann. Es scheint, dass sich Herr Kater tatsächlich einen Nerv eingeklemmt hat. Wäre auch gut möglich, denn er hat ja zu Weihnachten eine neue Feder-Peitsche bekommen, und die liebt er. Sobald man mit den Federendstück vor seiner Nase rumwedelt, hüpft(e) er wie ein Flummi, um sie zu erhaschen – und das bei seinen 6 Kilo (ja, er wird auch auf Diät gesetzt ab Januar, dann macht die ganze karniggel-Familie (außer Krümel) gemeinsam Futter-einfach-weniger-und-beweg-dich-mehr-Therapie). Die gute Nachricht war auch: Er ist nicht völlig gefühlslos im rechten Hinterbein; das ist ein gutes Zeichen.

Ein bisschen Angst habe ich vor dem kommenden Wochenende. Was, wenn es spontan schlimmer wird? Ja, ich bin in der Beziehung ein Schisser und rechne insgeheim immer gleich mit dem Schlimmsten. Und mein Gehirn spulte auch sofort zurück, zu Kater Saschi, der Silvester 1998 gestorben ist. Die Erinnerung daran treibt auch Hubby noch immer die Tränen in die Augen. Armer Saschi.*schnief*Tränewegwisch*

Aber die nette Tierärztin hat uns für den Notfall ausstaffiert: Zwei Sorten Tabletten (einmal Vitamin B und ein Schmerzmittel) sowie homäopathisches Zeugs haben wir mitbekommen und sie scheint der Ansicht zu sein, dass wir das bei Klecks schon hinbekommen. Für alle Fälle habe ich auch noch die Telefonnummer des WE-Notdienstes sowie von einer Klinik in OL, die sich auf Katzennerven spezialisiert haben. Wenn es gar nicht besser werden will, werden wir eben jene Katzennervenflüsterer in Anspruch nehmen müssen; wie ich das dann anstelle und den Kater 1 Stunde lang nach OL kutschieren soll, überlege ich, wenn es soweit ist. Jetzt warten wir erst mal ab, wie sich das am Wochenende entwickelt.

Klecks liegt mir gerade zufrieden und glücklich darüber, dass er wieder zu hause ist, zu Füßen und putzt sich. Das ist überhaupt einer der Vorteile: Er putzt sich in Ermangelung sonstiger Bewegungsbedürfnisse den ganzen Tag und in den letzten Stunden sicherlich mehr, als in den ganzen 5 Jahren davor.

Hubby hat gerade eine Rotlichtlampe bei AMAZON geshoppt – alles für den Kater, der unter das Rotlicht soll. Na gut, die Rotlichtelampe ist für alle, aber zuerst darf sie dann Klecks ausprobieren. Hoffentlich kommt die rechtzeitig!

Teil I

Da denkt man, man hat alles so weit gut überstanden, hat das Lametta außer Reichweite von Katertatzen gehängt, die Gänseknochen ausbruchs- und klausicher verpackt … alles sollte schön sein. Und dann brüllt es – mitten in der Nacht – aus dem Flur panisch: Mama! Papa! Schnell! Mit Klecks stimmt was nicht! Und es stimmte tatsächlich etwas nicht, denn er bewegte sein rechtes Hinterbein nicht mehr. Einfach so. Ohne Vorwarnung, ohne vom Weihnachtsbaum gefallen zu sein; nichts Offensichtliches zu erkennen –  nur das rechte Hinterbein baumelte schlaff hinter ihm her und er mauzte und jaulte kläglich. Es war 22.38 Uhr. Die Schlaftablette, die ich eingeworfen hatte, löste sich damit in Nichts auf. An Schlafen war natürlich nicht mehr zu denken. Notarzt anrufen? Gleich hinfahren? Klecks lag auf dem Sofa, umzingelt von seinen Menschleins und guckte mit großen Augen. Sobald man seinem Bein auch nur zu nahe kam, mauzte er erschrocken.

Wir riefen dann doch den Tierarzt an, erwischten den für Großtiere, der gerade Notdienst schob. Der fragte sofort, ob das betreffende Katzenbein kalt wäre. Wir versuchten, die Temerpatur an dem Bein zu erfühlen – es war nicht kalt. Das schien den Tierarzt zu erleichtern, mich machte das aber keineswegs ruhiger. Nach 8 Minuten rief der „richtige“ Notdienst schiebende Tierdoktor an, fragte auch noch einmal, ob das Bein kalt wäre (war es immer noch nicht) und ob der Kater Schmerzen hätte. Der lag eingehüllte in die beste Couchstubendecke und schien soweit zufrieden, so lange niemand dem Bein zu nahe kam.

Wir sollten morgen gleich um 9 Uhr in der Praxis vorsprechen. Bis dahin hieß es, den Kater ruhig stellen. Also verdonnerte ich Bazillus dazu, mit Klecks und Krümel (die auch ganz besorgt guckte, bildete ich mir ein) auf dem Sofa zu nächtigen und auf Klecks aufzupassen. Die beiden haben wohl nicht wirklich viel Schlaf abbekommen letzte Nacht.

Morgens: unverändert: Er benutzte einfach das Bein nicht mehr, das noch immer wie ein Fremdkörper hinten dran baumelte. Ich fuhr ins Büro, Bazillus musste mit Klecks zum Tierarzt, und ich erwartete sorgenvoll ihren Anruf.  Zwischenzeitlich beging ich die Dummheit, in diversen Foren nach den Symptomen zu googlen, fand auch schnell das Stichwort Thrombose bei Katzen und sah mich bereits heulend … und rechnete mit dem Schlimmsten.

Dann endlich kam der Anruf. Aber eine Ursache haben sie (noch) nicht gefunden: Es ist nichts gebrochen, nichts verrenkt oder ausgekugelt, kein Splitter im Bein, kein Wirbelsäulenschaden, die Hüfte ist in Ordnung, es ist keine Thrombose – er müsste also herumhüpfen, wie ein Lamm auf Koks und Unsinn anstellen wie immer, was er aber nicht tut. Es gibt jetzt noch zwei mögliche Diagnosen: Entweder es ist eine Nervenentzündung (und mit denen kenne ich mich ja mittlerweile auch aus), oder der Kater simuliert frech vor sich hin und ergötzt sich an unserer Panik und heimst damit auch noch alle Aufmerksamkeit und Leckerlies ein und bekommt Sahne serviert.

Nach dem Tierarztbesuch bin ich ein bisschen erleichtert, aber natürlich nicht ganz frei von Sorge. Irgendwas muss es ja sein. Morgen sollen wir ihn noch einmal zum Tierarzt bringen, vielleicht ergibt sich dann etwas Konkreteres.

Es ist kaum zu fassen, wie abhängig das eigene Glücksgefühl von so einem kleinen Fellknäuel ist, das man vorgestern noch ausgeschimpft hat, weil es irgendwas ausgefressen, umgekippt oder geklaut hat – und im nächsten Moment wird man vor Sorge um den kleinen Rabauken fast wahnsinnig.

– wird fortgesetzt –

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4 Antworten zu Klecks

  1. werkarniggel sagt:

    Endlich zu hause angekommen, sofort nach Klecks geschaut. Der liegt friedlich und total geschafft bei Hubby auf dem Schreibtisch und pennt. Soweit alles in Ordnung, nur dass er eben immer noch nicht sein Bein bewegt und sehr weinerlich wird, wenn man dem zu nahe kommt.

  2. J. MacLean sagt:

    Armes Katerchen. Irgendwie leidet man ja immer mit, wenn die Tierchen was haben. Wenn es tatsächlich „nur“ ein eingeklemmter Nerv ist, dann wird das aber doch wohl wieder hinzubekommen sein. Jedenfalls sende ich virtuelle Knuddler an den kleinen und hoffe, daß es ihm schnell wieder besser geht.

  3. J. MacLean sagt:

    Wie friedlich er da unter dem Rotlicht liegt. Immerhin scheint es mit den Medikamenten einigermaßen zu klappen. Das wird bestimmt bald besser.

  4. sajec sagt:

    Ich hoffe so sehr, dass das wieder wird mit seinem Bein. Obwohl er gerade definitiv weniger Unfug anstellen und sich nicht so ohne Weiteres verstecken und dich dann von hinten erschrecken; oder auch keine Kartoffeln vom Ofen moppsen kann … ich wünschte, er wird bald all das wieder tun können, auch wenn ich ihn dann wieder ausschimpfen muss.

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