Es waren schlicht zu viele Akten! Überall, rings um mich verteilt, sie stapelten sich bis zur Bürozimmerdecke, lagen auf dem Fußboden verteilt herum. Aktenwände und -berg wohin ich sah. Sie klapperten mit ihren Deckeln und forderten Aufmerksamkeit. Alle waren wichtig und sollten sofort bearbeitet werden, doch wenn ich eine Akte aufschlug, dann fiel der Inhalt heraus, wehte durch das Zimmer, verursachte noch mehr Chaos.
Oder ich konnte die Schrift in ihr nicht entziffern, weil die Buchstaben in der Akte tanzten oder Zahlen verschwanden.
Ich weinte, vor Verzweiflung, weil ich dem Aktenchaos einfach nicht Herr wurde.
Dann ging die Tür auf, und durch das Aktenwirrwarr stieg mein verstorbener Senior-Chef mit einem wütenden Gesicht. Es hatte keinen Zweck, ihm das Aktenchaos verbergen zu wollen, er stand ja mitten drin, und ich schämte mich. Ich war zu nichts zu gebrauchen! Was musste er von mir denken! So suchte ich gar nicht erst nach Ausreden, sondern verbarg mich hinter einem mannshohen Aktendeckel.
Seniorchef lief kopfschüttelnd durch das Aktenberglabyrinth, murmelte Flüche, zog ab und an einen Akte aus dem Chaos und begann, mit rotem Stift Notizen und Anmerkungen darin zu hinterlassen. ‚Noch mehr Arbeit!‘ dachte ich nur, unendlich erschöpft.
Doch als er begann, Akten in einen Koffer zu stopfen, um sie offensichtlich mitzunehmen, konnte ich nicht weiter still sein und mich hinter der großen Akte versteckt halten! Er wollte mir eine Akte wegnehmen! Das ging nicht! Das geht auf keinen Fall! Mein Chef hat mir aufgetragen, mich in seiner Abwesenheit um die Akten zu kümmern! Um jede einzelne! Und nun wollte Senior Akten wegschleppen!
Ich sprang aus meinem Versteck hervor und entriss Senior die Akten aus den Händen.
…. und dann war ich plötzlich wach … warum auch immer an einem Sonnabend Morgen, kurz vor 7.30 Uhr, fühlte mich für einen Moment erschlagen; doch nur für einen Moment. Es war ein Traum, ein dummer Traum von Akten … Möglicherweise waren es in den letzten Wochen einfach nur zu viele von ihnen …