Mal wieder geträumt. Intensiv, doch es ergab keinen richtigen Sinn.
Ich musste einen Zug erreichen, stand unter Zeitdruck und ich hatte noch keine Zugfahrtkarte, aber massig Gepäck und meine Gitarre dabei. In den Zug kam ich nur, indem ich mich über ein ca. halben Meter hohes Gerüst hangelte, während der Zug schon anfuhr. Langsam zwar, aber er fuhr, während ich über einen kleinem Abgrund hing. Mit Mühe schaffte ich es, all die Taschen und die Gitarre, die ich mitschleppte, in ein freies Abteil zu wuchten, und atmete heftig. Aber ich war drin, in dem Zug.
Nach einiger Zeit hatte ich wieder genug Kraft und Luft, um mich umzusehen. Ich war allein, der Zug ratterte über die Schienen, es war dunkel und kalt, offenbar Winter. Das Abteil war zwei-etagig. Das Oberdeck hatte kein Dach. Ich ging hinauf, und auch hier war ich allein. Es war tatsächlich Winter, auf den scheinbar vorbeiziehenden Dächern lag glitzernder Schnee. Der Zug raste durch die Nacht. Die eiskalte Nachtluft zerrte an meinen Haaren und prickelte auf meiner Haut, doch sie tat gut. Ich begann, Schneebälle zu formen und auf die vorbeifahrende Landschaft zu werfen, und mit jedem Schneeball, der zerplatzte, übergossen sich Sternenschneeglitzerperlen in die Nacht.
Als ich wieder in das untere Abteil zurückkehrte, war meine Gitarre weg. Schlaff und trostlos lag nur noch der leere Gitarrenrucksack auf dem rot gepolsterten, zerschlissenen Ledersitzplatz. Ich hatte die Gitarre selten gespielt, ja, eigentlich konnte ich gar nicht Gitarre spielen, hatte es nie gelernt; und es sollte mir egal sein, ob sie nun da war oder nicht. Aber es war mir nicht egal. Ich fühlte mich verzweifelt, als wenn man mir einen guten Freund weggenommen hat. Doch wer hat sie genommen? Der einsame Zug ratterte mit mir als einzigen Passagier in diesem Wagon durch die Nacht. Wer hat dann meine Gitarre genommen?
Ich habe es nie herausgefunden, denn danach war ich wach, verwirrt, dass ich nicht in einem Zug durch eine Winternacht fuhr. Die Kirchenglocken läuteten und ein Auto fuhr hastig vorbei. Meine Gitarre stand glücklicherweise brav an ihrem Platz, und ich überlege, wohin ich eigentlich in dem Traumzug so dringend reisen wollte – doch ich werde es wohl nie erfahren.