Yeti-Zehen-Gewackel

Mein Sandmann ist drogensüchtig! Jedenfalls total abgedreht. Das hat er letzte Nacht wieder bewiesen, als er mir eine völlig obskure Geschichte als Traum servierte:

 Ich war in einem Waldcamp, eine Art Ferienlager mit Blockhüttenzuteilung. Ich hatte keine Lust, wollte lieber wieder nach hause und murrte entsprechend herum. Außerdem war irgendetwas seltsam an dem Camp, ich konnte es nur nicht beschreiben oder erklären. So, als wenn ich schon einmal da gewesen wäre, mich aber nicht erinnern könnte. Was blieb war ein ungutes Gefühl, besser nicht hier zu sein.

 Der Campführer kam zu uns und teilte uns in die Hütten auf. Wir sollten pünktlich zum Abendessen in der großen Blockhütte sein. Wenig später saß ich dort an einem großen runden groben Holztisch. An den Holzwänden hing ein einziges Bild. Es zeigte zwei Männer, wobei einer der Männer ziemlich groß war, aber keinen Kopf mehr hatte. Beiden trugen karierte Holzfällerhemden auf dem Foto. Es musste bereits ziemlich alt sein, denn die Farben waren verblichen. Ich starrte auf das Foto und grübelte darüber nach, wer der kopflose Mann war. Ich wusste, ich kannte ihn, mir fiel aber nicht ein, woher oder wie auch nur sein Name ist. Mein Tischnachbar – ein pickeliger Junge mit Hornbrille – brabbelte die ganze Zeit auf mich ein. Ich hörte kaum zu.

 Der Camp-Golom erschien erneut, baute sich vor uns auf und sofort waren alle still. Mit donnernder Stimme erklärte er, dass das hier kein Spasslager wäre, sondern wir alle aus einem bestimmten Grund hier wären. Dann schaute er mich an und ich versuchte, unsichtbar zu werden und unter den Tisch zu huschen, was mir nicht gelang und ich den Versuch als albern auch gleich einstellte und mich meinem Schicksal ergab. „Du!“ rief der Camp-Thrill-Sergeant und ich trottete auf ihn zu, verfolgt von den Augen der anderen. Der pickelige Hornbrillenjunge warf mir einen bedauernden Blick zu, in dem aber auch die Erleichterung zu lesen war, dass es mich und nicht ihn getroffen hatte.

 Der Führer verließ mit mir das Camp. Wir liefen schweigend aus dem Wald heraus zu einem rotem Felsen. Es war klirrend heiß und die Hitze flimmerte über der sich plötzlich vor uns auftauchenden Felsenebene. Der Sand und das Gestein schimmerten rot. Der Campführer suchte sich einen hohen steilen roten Felsen heraus, vor dem wir uns stellten. Er gab mir einen Knüppel und die Aufgabe, sobald ich etwas sehen würde, sollte ich drauf schlagen. Ich verstand nicht: Was sehen?

 Da begann er bereits, die roten Felsengesteinsschichten eine nach der anderen wie Schubladen herauszuziehen, als würde er etwas suchen. Dabei fluchte er leise vor sich hin, dass er jeden einzelnen dieser Viecher finden und abknallen würde, wie er es schon immer getan habe. Wovon zum Kuckuck redete er? Stundenlang zog er Felsgesteinsschichten aus dem Felsen und schob sie wieder zurück. Ich getraute mich nicht wegzulaufen. Er stank nach Schweiß.

Plötzlich:

Sah ich einen behaarten Fuß in einem der Schlitze, die er freigelegt hatte. Und ebenso plötzlich wusste ich, dass wir auf Felsen-Yeti-Jagd waren. Noch hatte der Führer den Fuß nicht gesehen und ich hoffte, dass der dumme Yeti seinen Fuß sofort wieder verstecken würde, aber er tat es nicht. Im Gegenteil: er wackelte sogar noch freundlich mit dem großen Zeh.

 Der Yeti-Jäger schrie triumphierend auf und zerrte den Fuß mitsamt wackelnden Zeh und dranhängenden Fellmonstermann aus dem Felsen heraus. Ich sollte dem Yeti auf den Kopf schlagen, aber ich weigerte mich und wurde als unnütz zur Seite geschubst. Er fesselte den verdutzten Yeti, der immer noch mit dem Zeh wackelte, und wir gingen zum Camp zurück. Der Yeti machte glucksende Geräusche, die ich enldich als Lachen identifizierte. Dabei wackelte er immer noch mit seinem Yeti-Zeh; scheinbar begriff er gar nicht den Ernst der Lage. Ich dafür um so mehr. Der Yeti würde sterben, wenn ich nicht eingriff. Aber was sollte ich tun?

Im Lager gab es Tomatensuppe zur Feier des Yeti-Fanges. Ich mochte keine Tomatensuppe und verzichtete darauf. In meinem Kopf kreisten tausende Gedanken und Ideen, wie ich dem Yeti, der an der Wand genagelt noch immer mit seinem verdammten Zeh wackelte und kicherte, retten könnte. Der Führer brüllte – von Tomatensuppe abgefüllt und davon besoffen – Siegeslieder. Der Hornbrillenpickel-Junge nervte mich schon wieder und steckte mir eine Visitenkarte zu, ich sollte mich einfach dort wieder melden. Ich blickte auf das abgegriffene, selbst gezimmerte Kärtchen und plötzlich fiel mir ein, woher ich den kopflosen Mann auf dem Foto kannte. Der Yeti lachte und wackelte nun mit beiden großen Zehen, grinste mich an …

 – und dann sangen Dire Straits „Brothers In Arms“ und ich wachte auf, verdammt! Jetzt muss der arme Yeti immer noch an der Wand genagelt mit seinen Zehen wackeln und ich werde nie erfahren, wer der kopflose Mann auf dem Foto war und woher ich ihn kannte und ob ich es geschafft hätte, den sturen dummen Yeti zu befreien … und wo waren eigentlich die Winchesters bei der ganzen Geschichte?

 

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Eine Antwort zu Yeti-Zehen-Gewackel

  1. lol was ein traum hase.. was ein traum.. du solltest deinen sandmann echt für ein lsd entzugsprogramm anmelden.. 😉 aber um auf deine frage bezüglich des verbleibes der winchester brothers zu kommen.. ich weiß nicht warum aber iwie kam mir bei der beschreibung deines kopflosen riesens auf dem foto der jared/sam in den kopf.. ich weiß nicht warum.. aber *shrug*

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