Der Nachtbriefkastenschreck

Ein Nachtbriefkasten steht zum Beispiel vor Gerichten. Für Terminsachen, die erst nach Büroschluss des Amtsgerichtes fertig gestellt werden konnten, aber noch unbedingt den Stempel des betreffenden Tages als Eingang brauchen, weil sonst die Frist abläuft. Deswegen nennt sich das eben Nachtbriefkasten. Früher dachte ich, dass da wirklich so ein armer Mensch nachts um Mitternacht noch mal raus muss, um alles bis dahin eingeworfene noch mit dem richtigen Eingangsstempel versehen zu können. Heute weiß ich, dass da einfach eine Klappe den Briefkasten teilt, die um Mitternacht automatisch zuklappt, und alles, was unten der Klappe liegt bekommt den Stempel vom Vortag, der Rest ist dann zu spät eingeworfen.

Gestern nun musste ich an jenen besagten Nachtbriefkasten. Aber man ließ mich nicht! Von welcher Seite ich mich auch dem einzigen großen, glitzernden Nachtbriefkasten des AG NHam näherte, große Gitterzäune und Schilder versperrten mir den Weg, ich solle doch den hinteren Eingang benutzen, um in das Gericht zu kommen, das nach 18 Uhr natürlich zu war. Im noch immer herrschenden Sturm stampfte ich also mehr und mehr verzweifelt um das Amtsgerichtsgebäude drum herum, und überlegte gerade ernsthaft, mich wie Indiana Jones dereinst durch die Büsche zu schlagen, um an den heiligen Nachtbriefkasten zu gelangen. Schon war ich auf dem Weg durch den nächsten Busch, als …

eine dunkle Stimme aus dem stürmischen OFF vorwurfsvoll fragte: Wo wollen Sie denn hin? Hier kommen Sie nicht durch!
Ich erschreckte mich derart gewaltig, dass ich erst mal nach Luft schnappte und wie ein … also ich weiß nicht, wie was zusammenklappt, aber mein Herz raste wahnsinnig, ich bekam immer noch kein Wort heraus, erkannte aber immerhin den Inhaber der Stimme als den täglich hier beim Amtsgericht anzutreffenden Wachtmeister, dem ich dann auch – noch immer jappsend und versuchend, mein Herz unter Kontrolle zu bringen – den Umschlag um die Nase wedelte und leider nicht so vorwurfsvoll, wie ich es gerne gehabt hätte, weil eben noch immer nach Luft schnappend, nach einem Weg zu dem verfickten NACHTBRIEFKASTEN zu fragen!
Er nahm es dann an sich, fragte, ob er noch einen Notarzt rufen solle, was ich dann verneinen konnte, und dann sah ich zu, dass ich nach Hause kam.

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