Flusswassertigerkühe, Gummistiefel und Mark

Eine kurze Geschichte eines verrückten Traumes

Die Kinder standen mit ihren bunten Gummistiefel an einem seichten Fluss, Kieselsteine glitzerten in der Sonne. Eines der Kinder war ich. Wir versuchten, einen Fisch mit bloßen Fingern zu fangen, aber sie waren zu flink. Plötzlich sahen wir die Kuh, sie schwamm grinsend an uns vorbei und ihre schwarz-weißen Flecken schienen ständig ihren Fellplatz zu wechseln. Wir sprangen, Wassertropfen aufwirbelnd, lachend der Kuh hinterher, versuchten sie einzuholen, als diese plötzlich untertauchte und sich in einen Tiger verwandelte, aus dem Fluss stieg, sein Fell ausschüttelte und uns auffordernd anblickte. Ich war erstaunt über diese Veränderung, fasziniert und erschrocken zugleich. Der verwandelte Tiger jedoch schnurrte und verschwand – einen letzten Blick auf uns Kinder werfend – hinter einer Flussbiegung.

Plötzlich jammerte meine Freundin, sie hätte ihr Handy im Fluss verloren und sie würde deswegen bestimmt Stubenarrest bekommen. Wir suchten das seichte Wasser ab, konnten aber das Handy nicht finden. Dafür wurden wir von einem Uniformierten gefunden, der uns vorwurfsvoll anschaute, aus den Wasser herauskommandierte und uns eine Strafpredigt hielt, ob wir denn nicht wüssten, dass dieser Flussabschnitt gesperrt wäre, wegen der seltenen Flusswassertigerkühe. Wir wussten es nicht, versprachen aber, das nie wieder zu tun, wenn er uns jetzt laufen lassen würde, schließlich müssten wir noch zu einem Treffen. Er ließ uns gehen.

Wir rannten zu meiner alten Grundschule an der Hauptstraße, ein aus roten Backsteinziegeln gebautes Haus mit bunten Blumenkörben unterhalb der großen Fenster. Die Straße und der Eingangsbereich vor dem Gebäude waren voller Menschen, alle in freudiger Aufregung, denn gleich würden SIE herauskommen. Ich fragte verwirrt, wer denn erwartet wurde, aber niemand nahm von mir Notiz oder gab eine Antwort. Ich wartete geduldig unter dem großen Eichenbaum vor dem Eingang und betrachtete meine blauen Gummistiefel, auf denen noch die Flusswassertropfen glitzerten.

Plötzlich schaute die Menge zum Eingang und ein Raunen schwappte zu mir herüber. SIE waren auf dem Weg, hieß es, gleich würden SIE da sein. Neugierig stellte ich mich auf die Zehenspitzen, konnte aber nicht viel mehr erkennen.

Jemand rempelte mich an, so dass ich fast zu Boden fiel, und dann hörte ich meinen Namen. Mark Sheppard stand vor mir und betrachtete meine Gummistiefel. Dann lud er mich ein, ihn zu einer Jugendherberge zu begleiten, denn ich hätte soeben eine Reise mit ihm gewonnen. Ich müsste nur eben schnell mitkommen. Aber ich wollte nicht, denn obwohl ich noch immer nicht wusste, wer SIE eigentlich waren, auf die alle zu warten schienen, hielt mich irgendetwas davon ab, meinen Platz zu verlassen, aus Angst, SIE zu verpassen. Also lehnte ich verlegen aber entschieden Mark’s Angebot ab. Seine Augen funkelten mit den glitzernden Gummistiefeln an meinen Füßen um die Wette. Ein Nein hatte er nicht erwartet. Er fragte mich, ob ich wüsste, wer er eigentlich sei! Ich glaube, er wurde langsam wütend über meine unverfrorene Ablehnung seines Reiseangebotes. Ich stotterte, noch immer auf die blauen glitzernden Gummistiefel blickend, dass ich genau wüsste, wer da vor mir steht, ich aber trotzdem nicht mitkommen möchte, er solle doch Darbie fragen.

Dann ließ ich Mark einfach stehen und flüchtete in die Schule hinein. Es roch vertraut nach Bohnerwachs und ich erkannte die Kellerumkleideräume, wo wir als Kinder unsere Jacken und Schuhe abzulegen hatten, bevor wir, mit Pantoffeln an den Füßen, die eigentlichen Klassenräume ein Stockwerk höher betreten durften. Seltsamer Weise waren nun gar keine Leute mehr vorhanden, die hatte ich draußen gelassen. Ich mochte meine blauen Gummistiefelchen nicht ausziehen, auch wenn ich wusste, dass es strengstens untersagt war, in Straßenschuhen die Räume zu betreten. Das Geräusch der Stiefel auf dem Fliesen hallte durch die leeren Gänge, die im Halbdunkel lagen. Es war ein bisschen unheimlich und kühl.

Der Gang veränderte sich zu einem Tunnel, der mich verschluckte. Ich hörte das lockende Schnurren und Mauzen der Flusswassertigerkuh und Mark Sheppards Rufen, ich solle sofort da wieder raus kommen. Ich ging weiter, denn am Ende des Tunnels, so wusste ich einfach, würde ich SIE finden ….

Und ich hätte das bestimmt auch, wenn dann nicht der Nachrichtensprecher aus dem Radio abrupt den seltsamen Traum beendet hätte. Ich bin mir sicher, mit SIE waren bestimmt J2 gemeint, die eine Convention in meiner alten Grundschule abhielten, auf die nur ich mit meinen blauen Gummistiefeln und eine Flusswassertigerkuh eingeladen war!

Dieser Beitrag wurde unter Traumsequenzen veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Flusswassertigerkühe, Gummistiefel und Mark

  1. Darbie sagt:

    *hihi* Er als der Neinsager schlechthin verträgt selbst natürlich kein ’nein‘ :mrgreen:

    Yo, ICH wär mit dem überall hingereist, sofort… <3 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.