Seifenblasen

Vater und Tochter standen auf dem hölzernen, offenen Balkon und blickten schweigend in den Garten hinaus. Vögel piepsten und zwitscherten und das Gras und die Blätter der Bäume tropften noch vom eben vorbeigehuschten Regenschauer. Sophie bestaunte die Intensität der Farben um sie herum und sog die würzige Luft ein. Dämmerung legte sich über das Dorf, den Garten und auf die beiden schweigenden Gestalten auf dem Balkon.

Nach einer Weile, weder Sophie noch ihr Vater hatten bisher ein Wort gesprochen, holte der Vater zwei Seifenblasenspender aus seiner Jackentasche hervor. Sophie strahlte, als er ihr einen davon gab; und gemeinsam bliesen sie Seifenblasen über Seifenblasen in den Hof. Kleine und große zarte Gebilde, bunt schimmernd. Immer mehr und mehr füllten die schillernden Kugeln den kleinen Hof unter ihnen und tanzten hinüber in den glitzernden Garten, funkelten in der Abendsonne und segelten sanft auf den noch vom Regen dampfenden Boden. Manche von ihnen zerplatzten nicht, sondern blieben an den Zweigen des alten Apfelbaumes hängen. Sophie lachte glucksend, als sie ihre Katze Muckel entdeckte, die verspielt nach den Blasen tatzte und versuchte, einige zu erhaschen. Ihr Vater schmunzelte. Sie bliesen weiter Seifenblasen in den Hinterhof, und fast schien es, als wäre bald kein Raum mehr, um alle zu fassen. Sophies Welt bestand in diesem Moment gänzlich aus Seifenblasen, Farben, Wind und Gefunkel und ihrem lächelnden Vater. Der Hof und der Garten verwandelten sich in eine glitzernde, schimmernde, sanfte Traumzauberwelt …

… und auch Jahre später spürt Sophie den Zauber, die Nähe und Geborgenheit des Augenblickes … und lächelt.

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