Die Kunst des langsamen Essens

Teil meines derzeitigen störrischen Darmproblems ist natürlich selbst gemacht. Ich schlang! Jahre lang! Ich weiß das. Zu viel, in zu kurzer Zeit, und so verputzte ich eben ein belegtes Brötchen in 3 Happen und musste möglichst schnell schlucken, denn das Telefon klingelte bereits wieder. Kein Wunder, dass das irgendwann da endet, wo ich endete; im Krankenhaus, wobei ich noch Glück hatte und nicht sofort auf den OP-Tisch geschmissen wurde, um das zickende Stück Darm abzuschnippeln. 

Und nun lerne ich wieder, langsam zu essen und bewusst zu kauen. Es ist schwer, alte Gewohnheiten abzulegen, aber es geht. So gibt es zum Frühstück 2 Scheiben Toast (noch ungetoastet), für die ich sage und schreibe ca. 40 Minuten brauche, bis der letzte Bissen gegessen ist. Mittags und abends dann das selbe Spielchen. 

Nach 3 Tagen, an denen ich so ziemlich gar nichts gegessen hatte bzw. nur Flüssignahrung zugeführt bekam, dachte ich, dass es die erste vorsichtige Scheibe Weißbrot zum Abendbrot nicht gerade tun wird. In Zeitlupentempo und in winzigen Stückchen hielt ich mich an der Scheibe auf, um deren Ende hinauszuzögern; Minihäppchen, auf denen ich verbissen herumkaute – und hey! Es funktionierte, die erste Scheibe Weißbrot reichte aus und ließ mich nicht halb verhungert zurück. Huch!

Nun setze ich die neue Erkenntnis um, oder zumindest versuche es: Langsam essen, alles kauen! Während ich noch zu hause bin, mag das noch einfach sein; wie es unter normalen Büro-Stress-Umständen ablaufen wird, muss sich noch herausstellen. Wenn ich aber nicht doch noch irgendwann auf dem OP-Tisch landen will, muss ich mir die Zeit einfach nehmen. Wenn als Nebeneffekt wieder ein paar Kilos verschwinden, werde ich darüber bestimmt nicht traurig sein. 

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