Duschwannenyoga

Ich vermisse meine Badewanne. Ich vermisse sie bereits seit fast 10 Jahren, in denen wir nur eine Dusche unser Eigen nennen. Ich dusche auch gern, durchaus regelmäßig und ausdauernd, keine Frage, aber an manchen Tagen würde ich eben gern wieder baden. Richtig romantisch, mit duftendem Blubberblasenschaumberg, Kerzen am Badewannenrand, Wein, Musik oder einem Buch konnte ich durchaus Stunden badend verbringen. Der Verschrumpelungsgrad meiner Haut war danach mindestens zweistellig, mir aber völlig egal.

Meistens balancierte auch eine unserer Katzen auf dem Badewannenrand herum, tatzte nach den Seifenblasen und maunzte ihrem badenden Dosenöffner ihr Unverständnis entgegen, wie dieser sich freiwillig stundenlang sein komisches Fell wässern und dabei auch noch vor Vergnügen laut und (zugegeben) falsch singen kann.

Aber das sind nur noch Erinnerungen, da wir seit unserem Umzug 2000 Badewannen-los sind.

Nun kommen der Mensch im Allgemeinen und werkarniggels im Speziellen manchmal auf sehr merkwürdige Ideen. Warum also nicht versuchen, in der Duschwanne ein Bad zu nehmen? Das muss doch gehen! Wo ein Wille …. ihr kennt den Spruch sicherlich.

Ich verstöpselte den Abfluss, schmiss die Dusche an, schüttete eine Ladung Badeseifenlauge in die Duschwanne, quetschte mich selbst in Rückenlage in die viereckige Schüssel, die Beine nach oben. Das Wasser prasselte auf mich herab und tropfte mir in die Nase. Geht gar nicht! „Bequem“ hatte ich anders in Erinnerung. Auch das Halten eines Buches in dieser Stellung gestaltete sich schwieriger als erwartet. Gemütliches Lesen in der Dusche musste also auch als unpraktikabel gestrichen werden.

Die Katze glotzte durch die durchsichtigen Duschabtrennscheiben und kicherte. Nach 5 Minuten tat mir der Rücken weh. Der Duschwannenabflussverschlussstöpsel piekste sich gemeiner Weise in den Nacken. Außerdem fror ich erbärmlich. An Kerzen und Rotwein war in dieser Lage natürlich gar nicht zu denken. Mittlerweile waren meine hochgestellten Beine scheinbar blutleer und fingen an zu kribbeln. Aber wohin mit den Dingern? Also: Duschwand auf und Beine raus. Um das Badezimmer nicht gänzlich unter Wasser zu setzen, hangelte ich mich ächzend zum Wasserhebel und stellte den Duschregen ab. Jetzt fror ich noch mehr, hatte aber keine Zeit, mit den Zähnen zu klappern, da Kater Klecks nun die Chance ergriff, mein Duschwannenbadeversuchsyoga näher in Katzenaugenschein zu nehmen. Unter schamloser Ausnutzung meiner derzeitigen Unbeweglichkeit trampelte er völlig unbeteiligt und rücksichtslos auf mir herum. Ich beförderte den kichernden Kater von mir herunter und schmiss ihn aus der Dusche. Er beschwerte sich lautstark und beobachtete fies grinsend meine weiteren Selbst-Befreiungsversuche.

Beim Katzenrauswurf hatte sich offensichtlich die Massagebürste von ihrem Haken gelöst und ich entging nur knapp dem Bürstenattentat von oben, indem ich mich beherzt im letzten Moment und mit Schwung auf die Knie beförderte.

Da hockte ich nun auf allen Vieren in der Dusche. Zu den selbst fabrizierten Rückenschmerzen würden nun auch noch Knieschmerzen kommen. Na klasse. Außerdem rächte sich jetzt die allzu großzügige Verwendung von Badeschaumzusatz – die blöde Duschwanne war rutschig und glitschig und meine Versuche, auf die Beine zu kommen, scheiterten immer wieder erbärmlich. Wenn ich mir nicht sämtliche Knochen brechen wollte, musste ich anders aus dem Duschhöllenloch herausfinden, und so kroch ich schildkrötenartig auf die Badezimmerfliesen, wo ich keuchend und total geschafft meine blöde Idee verfluchte, in der Duschwanne zu baden.

Versucht also niemals – unter keinen Umständen! – in einer Dusche baden zu wollen! Vergesst es!

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(Das war ursprünglich ein Twitlonger, zufällig wieder gefunden und doch irgendwie auch ein Blog-Eintrag)

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4 Antworten zu Duschwannenyoga

  1. Schaaaf sagt:

    Erinnere mich bitte bei deinem nächsten Besuch am (schönsten) Ende der Welt daran dir ein schöndes Vollbad einzulassen!
    Dies gilt als offizieller virtueller Gutschein. Nur für dich, Wasser, entspannenden Badezusatz und so viel Zeit wie du brauchst.

  2. Witchblade sagt:

    Hallo Süsse,

    komm einfach zu mir, bring Dein Töchterlein mit und wir lassen Dich alleine 🙂

    Oder komm ohne Töchterlein und ich lass Dich auch alleine, wenn Du denn möchstest 🙂

  3. Flüge sagt:

    Oh, wie sehr ich das nachvollziehen kann. Ich habe auch fast sechs Jahre ohne Badewanne gelebt. Zuerst fand ich es ganz wunderbar. Endlich schnell unter die Dusche, die Haare ruckzuck gewaschen und dass ohne das ganze Bad unter Wasser zu setzen. Doch nach einer anstrengednen Arbeitswoche… oder bei einer Erkältung, wünscht man sich nur noch ein heißes Bad. Eine Badewanne ist und bleibt für mich das Argument Nr. 1 bei der Wohnungssuche.

  4. ginotta78 sagt:

    ich habe auch keine Badewanne…. geteiltes Leid is doppeltes Leid…*g*
    Aber genau deswegen besuche ich in regelmäßigen Abständen meine Erzeuger und erste Amtshandlung da…ja genau BADEN…Lang, ausgiebig, besonders heiß und so oft es geht (um zeeren zu können). Aber ich denke bei gelegenheit werde ich mal Misty besuchen…*kicher* und dann deren Bad in Beschlag nehmen…

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