Das geschriebene Wort zu Rügen

Rügen ist immer toll, auch außerhalb der Saison und bei eher mäßigem Wetter, wobei wir noch Glück hatten. Es war halbwegs zwischendurch trocken, jedenfalls so weit, dass man Fotografieren konnte. Am ersten Abend hatten wir Sturm, und I LOVED IT! Wie der Wind die Wellen peitschte und durch die noch kahlen Bäume im nahen Wald rauschte; es gibt für mich nichts Beruhigendes. Schon auf der Hinfahrt durchfuhren wir eine Sturmwolke, die beides war, Angst einflößend und faszinierend zu gleichen Teilen.

Das Hotel, das wir uns ausgesucht haben, war toll, wenn auch der Flur zum Zimmer etwas weit. Überhaupt war Laufen für mich doch ein wenig schwieriger, als vermutet. Abgesehen davon, dass ich total außer jeglicher Kondition bin, ohne die Krücken wäre ich an dem Wochenende doch nicht weit gekommen. So schlich ich eher mit Jo über die Insel. Wir besuchten Binz und Saßnitz, fuhren – unverschuldet umsonst – mit dem Schiff über stürmische Wellen an den berühmten Kreidefelsen vorbei. Wieso umsonst? Weil ich ständig ohne Bargeld unterwegs bin, was im 21. Jahrhundert eigentlich kein Problem mehr sein sollte. War es im Prinzip auch nicht, nur dass die Schiffticketverkäuferin ihr EC-Gerät nicht verstand. Ich hab ja versucht, sie darauf hinzuweisen, dass da offenbar etwas nicht geklappt hat, wenn auf der ausgedruckten EC-Quittung in fetten Buchstaben steht: Vorgang abgebrochen! Ihre Antwort war darauf nur: Das ist normal, das macht der öfters. Das ist so schon richtig!
Na dann?! Es war natürlich wie vermutet, die pro Nase 15 Euro Schiffssold wurden nie abgebucht, und wir haben trotzdem die Kreidefelsen vom Meer aus gesehen.

Und dann fuhren wir quer durch Rügen, Alleenstraßen entlang, und je später es wurde, umso größer das Verlangen nach Schnitzel. Hach, was würden wir nicht geben für ein gutes Schnitzel. Das Handy-Navy, das uns bis dahin gute Dienste leistete, zeigte auch einige Restaurants an, die angeblich auch Schnitzel und Co. auf der Speisekarte führen würden. Allein … der Weg dahin führte über einspurige Feldwege, und zwar mitten über selbige, also Feldstraßen. Immer mit dem stillen Gebet, es möge kein Auto entgegenkommen. Wir hatten diesbezüglich Glück – mit dem Verlangen nach Schnitzel eher weniger, denn nachdem wir nach ein paar Kilometer Feldstraße wieder in Zivilisation zurückfanden und das anvisierte Schnitzelrestaurant nah vermuteten, führte uns das Navy straight den selben Feldweg wieder zurück. Mittlerweile war es dunkel und es regnete und ich hatte Hunger und war müde und meine Knie taten weh … und VERDAMMT NOCH MAL ICH WILL JETZT MEIN SCHNITZEL!

Zum Glück gibt es auch auf Rügen, genauer gesagt in Bergen auf Rügen, ein Shoppingcenter, mit einer Heißen Theke; die explizit und für uns als letzte und einzige Kunden noch Schnitzel anpries. Obwohl: Ich musste mir das Schnitzel erst argumentativ verdienen, wollte mir doch die Schnitzelsachbearbeiterin erzählen, es stände nur auf der Mittagskarte. Stand es nicht! Es stand da als TAGESMENÜ. Gebt mir mein Schnitzel! Ich bekam es dann irgendwann auch, nachdem ich dafür doch noch den um die Ecke stehenden ATM plündern musste. Es war nicht das beste Schnitzel, das ich jemals gegessen habe, es war verdaubar und erinnerte nur ganz leise an Pappe. Und als wir dann endlich im Hotelzimmer zurück und im Bett waren, konnte ich selig einschlummern. Kaputt, aber dann doch zufrieden.

Den Sonntag haben wir relaxter begonnen, genossen erneut das reiche Frühstücks-Büffet, danach ein Spaziergang (mit Krücken und gaaaaanz langsam) am Meer entlang und ein bisschen durch den Wald und anschließend durch den Schlosspark, genau in das ehemalige fürstliche Affenrundhaus, das jetzt ein Spielzeugmuseum inklusive Cafe ist. Dort kehrten wir ein und hörten Helene Fischer und Hanne Haller und wurden ansonsten mit unseren Getränken mehr oder weniger in Ruhe gelassen. Im Schlosspark blühte bereits der Bärlauch und zumindest ich konnte ihn riechen. Die Statue des Fürsten Malte, zu dem wir anschließend pilgerten, war noch verhüllt. Hmpf. Das Haus, das auf dem Kopf steht in Putbus, betwitterten wir amüsiert, waren jedoch zu müde, um alles verquer zu erlaufen. Mich zog es zurück ins Bett, ich war fix und alle von dem Samstag davor. 😀 Nix mehr gewohnt die Alte.

Sonntag Abend dann das kleine Restaurant gefunden, das eigentlich nur 10 Gehminuten entfernt sein sollte, von dem uns Google aber sagte, die Straße dahin wäre für Fußgänger gesperrt, weshalb wir dann doch mit dem Mazda hinfuhren LOL. Die Straße war NICHT gesperrt, Google Maps war einfach noch nicht auf dem neuesten Stand, aber wir dann drin, in dem kleinen Restaurant, auf Stühlen, die einfach nicht für mein ausladendes Hinterteil gebaut waren … ich passte kaum rein. Das Essen aber war köstlich, die Strohhalme aus Glas, die Schorlen aus dem eigenen Früchteanbau. Dank der unbequemen Stühle waren wir dann auch pünktlich zum Münsteraner Tatort wieder im Bett.

Und dann war das Wochenende schon wieder vorbei, der Montag war da, und die Rückfahrt stand an. Bis, dass der Mazda dringend tanken sollte und stundenlang keine einzige Tankstelle unseren Weg kreuzte, war es nicht besonders erwähnenswert. Der normale Wahnsinn auf deutschen Straßen an einem Montag. Aber wir kamen gut durch und waren viel zu früh in Bremen, um Jo in den Zug zu setzen. Adios Rügen. Gerne wieder.

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