Dem Günther seine Krawatte so nah

Um es gleich vorweg zu nehmen: Es wird keine Fotos geben, denn Handy, Kameras etc. waren strengstens verboten in den Studios, wo Sendungen wie eben Wer Wird Millionär? produziert werden. Wir (in dem Fall Jo und me) hatten ja nur 4 Jahre lang gewartet, bis wir diese Gelegenheit bekamen, und vorgestern war es dann endlich so weit.

Zuerst gab es die Studioführung, interessant, informativ. Wenn ich vorher schon ahnte, dass man beim Fernsehen nach Strich und Faden beschummelt wird, dann hatte ich danach die Gewissheit. Nichts ist so, wie es am TV Bildschirm am Ende scheint. Die Studios sind winzig in Wirklichkeit. Dafür hängen die Himmel dort nicht voller Geigen, sondern Scheinwerfer! Jeder Quadratzentimeter ist vollgepackt mit Scheinwerfern und auch Monitoren und Mikrofonen, aber überwiegend Scheinwerfer in allen Größen. Die tourguid verriet dann auch, dass für eine Stunde Aufnahme, in der immer alle Scheinwerfer an sind, um jeden Winkel optimal auszuleuchten, gut und gerne mal 30.000 € an reinen Stromkosten drauf gehen. Dass das dann auch warm wird, ist der Grund dafür, dass in den Studios keine Heizungen eingebaut sind, die braucht kein Mensch. Eine einzige Kamera, die man, wenn man wöllte mit dem kleinen Finger bewegen könnte, kostet schlappe 350.000 €; dafür werden die Türen zB von Stern-TV, die sich am Anfang einer jeden Sendung für den Moderator öffnen, human-betrieben. Denn niemand will, dass gerade bei deiner Livesendung der Moderator gleich zu Beginn gegen eine geschlossene Tür rennt, weil in dem Augenblick die Technik versagte. (Okay, ich gebe zu, ich fände das sehr lustig).
Tonstudio, MAZ und Regie-Räumen (letzter immer in der Mitte) waren dann wie vermutet vollgestopft mit Monitoren und Technik und es wurde erklärt, worauf alles geachtet werden muss, bevor das endgültige Bild auf den heimischen Fernseher ankommt.

WWM ist nicht live, und wir würden bei der TV-Aufzeichnung dabei sein. Ich war aufgeregt. Dem Günther ganz nah. Wir saßen in der 3. Reihe direkt hinter den Kandidaten-Stühlen, ziemlich am Rand. Nachdem wir auf lustige Art und Weise noch ein bisschen gebrieft wurden, wann wir klatschen und wann wir (noch wichtiger) auf keinen Fall klatschen sollten usw. kam Günther Jauch, begrüßte das Publikum und seine Kandidaten, wegen des Spezials zum Muttertag (wird am 13.05.2019 ausgestrahlt) waren es diesmal nur Frauen; und dann ging es auch schon überraschend straight durch die Sendung, ohne großes Brimborium, eine Frage nach der anderen, das Jauch’sche Geplänkel mit den Kandidaten auf dem Stuhl und deren nervösen Anhang auf dem Sofa – wie man eben die Shows kennt. Nur einmal musste Herr Jauch eine Werbung erneut anmoderieren, weil er wohl den Hinweis auf eine Sonder-Mega-Los-Aktion nicht richtig genannt hat. Und am Ende der Aufzeichnung wurde bei der einen Kandidatin noch mal so getan, als würde sie gerade erst bei 4.000 € stehen und sie sollte ihre Maskottchen richtig in die Kamera halten, damit man die ordentlich in Nahaufnahme zeigen konnte. Die andere musste noch mal ihre Handstempelchen in die Kamera schubsen. Aber sonst wurde nichts nachgedreht. In den Werbepausen (die bei der Aufzeichnung nur 2 Minuten dauerten), in denen noch mal Mikros gerichtet wurden und in denen man Gelegenheit hatte, mal kurz aufzustehen, passierte erstaunlich wenig. Ich hatte ja angenommen, dass bei so einer Aufzeichnung ganz viel Brumborium passiert, Abpudern, Krawatte richten, Rücksprache mit dem Regisseur, noch mal Hinweise ans Publikum, Szenen, die erneut gedreht werden müssten … aber nichts von alledem. Und noch während ich hätte schwören können, es ist erst eine Stunde vorbei, war die ganze Aufzeichnung und 2 Stunden vergangen. Noch mal Gruppenfoto der Kandidaten mit dem Günther … und Tschüss.

Günther selbst ist liebenswert normal und locker, höflich, witzig, natürlich, keinerlei Starallüren oder Sonderwünsche. Er machte seinen Job und hatte offensichtlich Spaß dabei. Leider saßen wir in Günthers Rücken, mit Blick auf seinen Monitor ab und an … der ein paar mehr Informationen hatte, als der normale Zuschauer am Fernsehen sieht. Sehr interessant.

Erwähnenswert ist auch die Rückfahrt mit dem Taxi von den Studios in Hürth nach Köln zum Bahnhof! Wir erwischten einen Verrückten, der brauste mit uns durch die vollen Straßen und war sichtlich angenervt, als die Ampel für ihn längst grün zeigte, aber der Fahrradfahrerbulk vor uns kein Ende nahm und immer mehr in die Straße einbogen und mehr und mehr und immer noch welche. Irgendwann schien ihm ohnehin kurze Geduldsfaden komplett in eine Zündschnur zu ploppen, als er losfuhr, auf die Fahrradfahrer zu und ich fürchtete schon in den Schlagzeilen zu landen a la Crazy Taxi-Driver fuhr in Fahrraddemo!, als er dann eben doch abbog .. und sich prompt verfuhr, wir in einem Affenzahn durch Einbahnstraßen durch irgendwelche Arbeitersiedlungen brausten und ich mich nur noch schreckstarr an allem festhielt, was das Taxi innen zu bieten hatte. Wir haben es geschafft, der Rest des Abends verging dann entschleunigt.

Den Samstag haben wir ausgeschlafen, das Staffelfinale von supernatural geschaut und anschließend hab ich dann Jo zum Wonder Waffel geschleppt, wo man dann vor der Herausforderung stand, sich entscheiden zu müssen: Welche der 4 Soßen? Welche Früchte? Welche Süßigkeitentoppings und zum Schluss: Welches Eis? Ich war überfordert und nahm mir vor, es erst mal schlicht anzufangen und später exotischeres auszuprobieren. Zu dem später kam es allerdings nicht mehr, denn nach dieser ersten wunderbaren Waffel war ich schlicht: satt. So was aber auch. 😀 Aber Bremen hat (so verriet mir Google dann) auch ein Wonder Waffel Laden.

Der Zug nach Hause hatte auf allen Ebenen Verspätung, den in Bremen durfte ich dann noch kurz berühren, aber seine Türen gingen nicht mehr auf, so dass ich ihn nur noch losfahren sah. Also nahm ich den nächsten bis nach Hude (wegen der Bauarbeiten kommt man von Bremen derzeit nicht mehr mit dem Zug ohne Umsteigen in Hude nach NHam) … und stand dann, 21 Uhr, gestrandet in Hude, der letzte Zug weg, das Bett (und noch viel schlimmer) das heimische WC noch 45 km weit weg und ich den Tränen nah, übermüdet, kopfschmerzig und leicht verzweifelt. Aber Töchterchen kam dann zur Rettung, und während ich noch erzählte und erzählte, vergaß ich Kopfschmerz, Müdigkeit und die dramatischen Versuche meiner Blase, sich in den Mittelpunkt zu drängen.

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2 Antworten zu Dem Günther seine Krawatte so nah

  1. Saŝa K. sagt:

    Spannend, was Jo und du da so erlebt haben. Was mich verwundert ist, daß ihr nur eine Sendung gesehen habt. Ursprünglich waren das mal 3 Sendungen am Stück, die aufgezeichnet wurden (da hat Jauch aber auch noch sein Stern-Gezuppel und ähnliches gehabt).

  2. werkarniggel sagt:

    Das war ein 2stündiges Muttertagsspezial. Aber ja, war spannend und unterhaltsam und informativ.

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