Der Traum von Jared als Messias

Vorweg: Ich weiß nicht, was es bedeuten soll, dieser Traum der letzten Nacht. Ich habe Jensen vermisst. Trotzdem war es kein supernatural-Traum, so sehr ich mir das auch gewünscht hätte. Er ging tiefer, als wenn da eine Sehnsucht wäre, die aufbricht, sich frei bricht, eine Sehnsucht nach mehr als nur bloßes Existieren.

Am besten, ich poste erst einmal nur, was ich gesehen und gefühlt habe in diesem Traumuniversum:

Abendsonne leuchtete durch hohe, grünlich schimmernde Bäume, tauchte alles in traumhaftes Licht, verzauberte den Wald und die Wesen in ihm. Ich schlenderte hindurch, mich neugierig umschauend. Vereinzelt standen Menschen jeden Alters und Geschlechts an kleinen Holzbuden, an denen Spielzeuge und Süßigkeiten verkauft wurden. Gelassene Stimmung strömte durch das Bild, niemand schien in Eile oder verärgert.

Neben mir erschien ein Mann, ein großer Mann, mit längeren braunen Haaren. Ich kannte diesen Mann. Jared? Ja, es war Jared, nicht etwa Sam. Wie selbstverständlich nahm mich Jared an die Hand und schlenderte mit mir zum nächsten Verkaufsstand. Ich wunderte mich kurz, warum er gerade mich an die Hand nahm, aber ich ging ohne zu zögern mit. Jared redete die ganze Zeit und ich genoss es, seine Stimme zu hören, auch wenn ich kein Wort zu verstehen schien. Nur manchmal pulsierten Wortzusammenhänge in mein Verständnis. Jared sprach von seiner Frau, dass er für sie Ohrringe kaufen möchte. Ich sollte ihm dabei helfen, die richtigen auszusuchen. Verwundert schaute ich auf den hochgewachsenen Kerl, der mich noch immer an der Hand führte und sich nicht um die Menschen kümmerte, die mittlerweile auf uns aufmerksam geworden waren. Sie tuschelten, zeigten auf Jared und auf mich und folgten uns in einem gewissen scheuen Abstand. Ich fühlte Stolz: Jared hatte mich ausgesucht, ihn zu begleiten. Aber wo war Jensen? Suchend schaute ich mich um, fand Jensen aber nicht.

Mittlerweile hatten Jared und ich einen Verkaufsstand im Wald erreicht. Die Verkäuferin schaute verlegen auf Jared, in einer Mischung aus Stolz und Scheu. Ich sagte ihr, dass Jared Ohrringe sucht. Sie legte nervös ein paar vor uns hin und Jared nahm jedes einzelne glitzernde Paar und zeigte es mir. Er schaute mir dabei lächelnd ins Gesicht, und seine Augen glitzerten aufmunternd. Ich wählte zögernd ein paar Ohrringe aus, die er seiner Frau schenken könne. Jared war mit der Wahl zufrieden und steckte die Ohrringe ein.

Hinter uns hatte sich nun eine Menschentraube gebildet, die tuschelnd zusammenstand, aber noch einen gewissen Abstand zu uns einhielt, als wagten sie nicht, sich zu nähern, wollten sich jedoch auch nicht zu weit entfernen. Ich wusste, es ging um Jared, mich duldeten sie nur an seiner Seite, weil er es offensichtlich so wollte. Jared drehte sich zu den Menschen um und winkte ihnen zu, bevor er mich wieder an die Hand nahm und mit sich zog. Ich wollte weglaufen, nicht mit ihm im Mittelpunkt stehen, aber er schüttelte nur sanft den Kopf und lächelte über meine Fluchtgedanken. „Du kommst mit mir. Das ist schon richtig!“ sagte er; und ich wehrte mich nicht weiter.

Wir liefen langsam durch den immer noch wie verzaubert scheinenden Wald mit dem goldenen Licht zwischen den hohen Bäumen. Je weiter wir gingen, umso näher rückten die Bäume zusammen, ohne das Licht jedoch auszusperren. Es blieb golden und sanft, während sich der Wald langsam in eine Art natürliche Kathedrale verwandelte. Jared schritt auf den Altar zu, der am anderen Ende der Kapelle aus einer besonders großen und knorrigen, mit Moos bewachsenen Wurzel gebildet wurde. Die Wurzel schien zu schimmern und zu glänzen. Ich ließ seine Hand los, ließ ihn gehen. Ein Teil von mir wollte nicht, dass er geht. Ein Teil von mir ahnte, fühlte!, dass ich ihn verlieren würde, wenn er an dem Wurzelaltar gelangt. Doch ein ebenso starker Teil in mir wusste auch, dass ich kein Recht hatte, ihn aufzuhalten. Tränen rannen über mein Gesicht und ich kniete mich in das weiche Moos und schickte Gebete zu allen Wesen und Geistern des Waldes, sie mögen ihn beschützen. Die anderen Menschen, die Jared und mir scheu gefolgt waren, hatten sich ebenfalls in der Waldkapelle versammelt. Sie knieten und summten leise, und die gesummte Melodie floss durch die Baumkathedrale, verband sich mit dem Licht, berührte alle Seelen. „Messias“ hauchte der Wind. „Messias“ streichelte das goldene Licht. Überall hörte meine Seele dieses eine Wort und ich verstand, wer der Messias war. Noch immer tropften große Tränen über meine Wangen in das Moos, während ich wie die anderen nur mit meiner Seele dieses eine große sanfte Wort der Hoffnung flüsterte: Messias.

Jared war an der Altarwurzel angekommen. Der mit Holzschnipseln und Tannennadeln bedeckte Boden unter ihm begann sich zu bewegen. Schwarze, große Skorpione tauchten auf, hoben bedrohlich ihre Schwanzspitzen mit dem Tod bringenden Stachel. Jared lächelte noch immer, während er gelassen und wissend auf die Skorpione blickte. Ich weinte, während meine Seele noch immer Messias sang, sich daran festklammerte, an den Klang der Hoffnung. In meiner Tasche spürte ich plötzlich die Ohrringe, die ich Jareds Frau geben sollte. Wie waren sie da hinein gekommen?

Gleich musste es soweit sein, nur noch wenige Augenblicke, und die Skorpione würden ihre Stachel in Jareds Haut versenken und ihn damit töten. Ich würde ihn verlieren. Wir alle würden ihn verlieren. Wir alle mussten ihn verlieren. Noch immer sangen die Menschen lautlos, nur mit den Seelen, und die intensive Melodie hüllte die Kathedrale, den Wald, alle Menschen sanft und tröstend ein. Noch immer still weinend sah ich zu, wie Jared zusammenbrach und auf den Waldboden sank. Zarte Blätter rieselten von oben auf ihn herab, bedeckten ihn ganz und entzogen ihn meinen Blicken.

Als ich aufwachte, waren die Waldkapelle, die Skorpione, die Menschen und das Licht – alles war verschwunden. Auch Jared konnte ich nirgends mehr entdecken. Hatte ich geträumt? Aber das Gefühl des Verlustes, der Trauer war noch da. Ich tastete in meiner Tasche nach den Ohrringen. Richtig, ich konnte sie fühlen. Ich hatte nicht geträumt? Aber wohin war dann alles Andere verschwunden?

Die Welt um mich herum zerbrach, zersplitterte, veränderte ihr Aussehen. Plötzlich

war ich verdammt noch mal wach, wirklich wach! Verwirrt und ein bisschen verzweifelt, aber auf merkwürdige Weise auch getröstet und wissend, dass alles gut werden würde. Auch wenn ich keine Ahnung habe, was das alles zu bedeuten hat, warum mein Unterbewusstsein mir solche Szenen schickt.

KathedralenJaredTraum

Ich weiß, dass da noch viel viel mehr war; größere Bilder, andere Geschehnisse, die ich kurz nach dem Aufwachen noch im Gedächtnis hatte. Aber sie verloren sich im Alltag des sonnabendlichen Morgens, mit seinen Geschäftigkeiten. Ich habe bereits Altpapier entsorgt und noch ein paar kleinere Besorgungen in der Stadt erledigt. Die ganze Zeit über hatte ich dieses Waldkathedralenbild vor Augen und rätselte, warum es gerade Jared war, der mir als eine Art Messias erschienen war.

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Eine Antwort zu Der Traum von Jared als Messias

  1. JMacLean sagt:

    Was dieser Traum bedeuten könnte, kann ich mir auch gerade nicht erklären, aber ich finde ihn sehr interessant.

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