Die letzten 2-Jobs-chaotischen Tage

Ich muss meinen Rhythmus umstellen, und zwar komplett. In der ersten Oktober-Woche mit dem freien Einheitstag konnte ich schon mal reinschnubbern, wie es sein wird, wenn ich ab November Vollzeit bei Chef arbeite und nicht mehr mittags nach OL hetze. Zunächst einmal hieß das, dass ich bis nach 7 Uhr schlafen konnte (wenn ich doch sonst um die Uhrzeit bereits schon die ersten Akten in den Schrank zurückschubste). Dafür war ich aber mit Chef und den Akten alleine, und das ist immer prädestiniert dafür, dass ich irgendwann in Hektik verfalle, weil einer allein eben nicht alles schaffen kann, so sehr ich mich auch anstrenge, mich zu vierteilen – es klappt einfach nicht und irgendwas bleibt auf der Strecke. Diesmal aber ging es zumindest in der ersten Woche erstaunlich gut, vermutlich auch deswegen, weil Chef sich zurückhielt mit Nörgelei, wusste er doch, dass ich quasi meine letzten freien Oldenburgischen Urlaubsnachmittage ihm schenkte, damit nicht alles liegen bleibt im Büro, während wir personaltechnisch im Oktober hoffnungslos unterbesetzt sind. Dafür – und den Deal habe ich mit Chef am ersten Tag ausgehandelt – wird dieses Jahr zwischen Weihnachten und Neujahr das Anwaltsbüro das erste Mal in meinen 16 Jahren geschlossen werden. Das war meine Bedingung; und Chef verhandelte gar nicht erst, sondern sagte ja. 

Ich gebe zu, ich hab mich in der Woche relativ schnell daran gewöhnt, so lange schlafen zu können und trotzdem wie gewohnt zu Hause zu sein. Es tat mir auch körperlich scheinbar gut, denn ich fühle mich wieder mehr energetisch und unternehmungslustig – und das allein ist bereits Indiz dafür, dass es nach wie vor die richtige Entscheidung war und ist. 

Morgen und die kommenden restlichen Wochen im Oktober jedenfalls teilen sich noch der Anwaltschef und die OL-Firma meine Arbeitskraft, und jeden Tag wird der Abschied ein bisschen schwerer werden, weil es so endgültig sein wird. Man geht nicht einfach nach fast 17 Jahren. Das wird komisch werden, das ist bereits jetzt komisch. Vor allem, wenn sie es doch noch hinbekommen sollten, dass ich meine Nachfolgerin dort noch einarbeiten werde. 

Aber es ist nun einmal so, wie es ist; und wenn ein Ergebnis der Veränderung ist, dass ich wieder mehr Spaß an Dingen außerhalb von Büro (und erstaunlicher Weise ohne KINDLE) habe, dann bin ich auf dem richtigen Weg. Vielleicht sogar bald wieder mehr und mehr sportlich – und mein Flurspiegel weiß, das wäre so dringend nötig! Es ist jedenfalls erstaunlich, wie eine Verschiebung der Arbeitszeiten mehr Zeit und Energie freisetzen kann, dass sich das ganze Leben anders anfühlt. 

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