Werkarniggel orientierungslos

Seit 8 Jahren fahre ich jeden Tag (na gut, fast jeden Tag) die gleiche Strecke: 55 km von Job 1 zu Job 2. Das ist auch normalerweise ganz einfach:

Links auf die Hauptstraße, über die Brücke, auf die B 212, dann rechts die Abkürzung auf die B 211, dann gaaaaaaanz lange immer gerade aus bis zu dem einzigen Hügelchen hier in der Gegend und an der Feuerwehr vorbei, auf die Autobahn rauf (Vorsicht: An der Kreuzung zur Autobahn sind immer die wahnsinnigen LKW-Kamikaze-Fahrer in Horden unterwegs), dann noch 10 km Autobahn, Abfahrt 12 runter, einschlängeln, Grün abpassen, durch die Stadt, rechts rum, schnell zum Bäcker oder Lidl rein, am Friedhof vorbei nach links, bei der Polizei noch mal eben anschnallen, fix dem Knuffel winken, über die Kreuzung und dann nach rechts und voi la – schon bin ich da. Normalerweise! Nicht so heute:

Schon von weitem sah ich am einzigen Berg der Strecke: Da stehen sich die LKWs die Füße platt. Stop and Go, Auspuff an Auspuff, nichts ging mehr. Okay, dachte ich bei mir, das kann ja so schwer nicht sein, OL ist irgendwie in die grobe Richtung, da wo die Sonne scheint, wenn du jetzt also rechts abbiegst und dann in eben jene Richtung gurkst, musst du doch da auch ankommen. Gedacht, gebogen … also abgebogen. Und so fuhr ich munter durch idyllische Landschaften und beglückwünschte mich im Stillen zu meiner Genialität. Ein bisschen wunderte ich mich zwar, dass mir kein anderes Auto folgte, aber wenn die lieber im Stau stehen wollten – bitte – ich fahr einfach los. Da irgendwo muss ja OL sein. Hinterm Horizont geht’s weiter …

Und so fuhr ich … und fuhr … die Straße  wurde irgendwie immer weniger, dafür der Wald mehr. Häuser gab’s keine mehr, der Asphalt wurde zu Schotter, dann zu Kies, dann zu Holzschnipsel … und schließlich war die Straße ganz weg. Vor mir hopste ein Reh durchs Gesträuch und glotze verwirrt, zwei Enten watschelten vor mir durchs Grün und ein Bussard versuchte allen ernstes auf meinem AUDI-lein zu landen. Es pfiffen die Vögel und im Radio donnerte Highway to hell … Ich hatte keine  Ahnung mehr, wo ich war.

Natürlich hat man in solchen Situationen NIE das NAVI mit. Wäre ja auch zu einfach gewesen. Was blieb mir anderes übrig, als immer weiter in die grobe Richtung zu fahren, wo ich irgendwo OL oder zumindest eine Straße vermutete.

Und dann sah ich sie: in der Ferne schnell vorbeirasende Autos! Das musste die B-Straße  sein! Holla, das Waldferkel, ich habs geschafft und clever wie ich bin den bösen Stau umkurvt mit einer netten kleinen Waldtripeinlage.

Und dann kam ich auf die B-Straße  … und stellte fest:

Ich war wieder genau an der Staustelle am einzigen Hügelchen, die ich eigentlich umfahren wollte, nur war die Stauschlange mittlerweile doppelt so lang! *headdesk*

Okay, nicht verzagen, fahre ich eben jetzt LINKS herum. Ich hab zwar keine  Ahnung, wo es da lang geht, aber da das einige vor mir auch machten, vertraute ich mich einfach deren Orientierungskünsten an und darauf, dass die nach OL wollten. Also betete ich die ganze Zeit den vor mir fahrenden Opelfahrer an: Bitte, fahr nach OL! Bitte, fahr nach OL! Nicht, dass der auf einer Hofeinfahrt zum stehen kommt und sich wundert, warum ich auch in seine Garage will. Aber: Er fuhr nach OL … und nach 40 Minuten Herumkurvens, Bangen, Betens und Fluchens  kam ich in bekanntes Terrain.

Da ich nun eh schon zu spät dran war, würden weitere 10 Minuten bestimmt nicht sonderlich auffallen und so stürmte ich noch fix den kleinen Laden in der Nähe von Firma 2, um mich mit Joghurt und so’n Kram auszustaffieren. Und was glaubt ihr fand ich dann im Handschuhfach, als ich mein Handy verstauen wollte? Ratet!

Japp, genau —- das NAVI! *headdesk nb. 2*

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