25.01.2024

Bin mir noch nicht sicher, ob ich diesen Beitrag öffentlich mache oder in den privaten Archiven verstecke. Hm, ich werde sehen, wie es am Ende sich anfühlt.

Gestern war ich bei J. Eltern, G. und E. Viel zu lange versprochen, viel zu lange aufgeschoben und mich – sagen wir es, wie es ist – davor gedrückt; auch aus „Angst“, dass es wieder von vorn anfängt, die Trauer, das Nicht-Verstehen-Können, dass J. tot ist. Ihr Todestag jährt sich im Dezember d. J. schon zum 1o. Mal. Es fühlt sich nicht so an! Noch immer begegnen mir im Büro Zettel, Vermerke oder von ihr angelegte Akten. Es vergeht eben auch kein Tag, an dem ich nicht kurz zumindest an sie denke. Oder was sie wohl jetzt sagen würde, wenn ich ihr – wie dem Rest der Welt – strahlend erzählte, dass ich Oma werde! Oder ob wir überhaupt noch miteinander sprechen würden; denn in den letzten Jahren, als sie so sehr abgenommen hatte und (so empfand ich es damals) ohne Rücksicht auf andere verpasste Jugend nachholen wollte, rasselten wir schon ab und an aneinander. Am Ende saß ich dann mitten in der Nacht mit einer schluchzenden J. bei ihr zu Hause und versuchte, sie aufzubauen. Sie erinnerte sich eben immer dann an mich, wenn sie Zuspruch oder auch nur eine Schulter brauchte; wenn sie dann wieder auf Piste ging, war ich vergessen. Sie konnte sich ja auch darauf verlassen, dass ich am nächsten Morgen mir irgendeine Ausrede einfallen lassen würde, warum sie – schon wieder – später im Büro sein würde, wenn überhaupt.
Aber all das zählt nun nicht mehr, sie ist tot, und über Tote soll man nicht schlecht reden, und ich will auch nicht schlecht reden. J. war nicht nur meine Kollegin, sondern eben auch eine Freundin, die mich hier aufgenommen hatte vor 23 Jahren, als wir in NHam ankamen und ich niemanden kannte und wir keine Kontakte hatten. Und das ist das, was zählt, was auch J. Eltern aufrecht erhält, dass J. eine, meine Freundin war. Das tröstet sie, das tröstet auch mich.

So saß ich bei G. und E. gestern auf dessen Sofa und erzählte von mir, wie es mir im Jahr 2023 ergangen ist, vom Tod meiner Brüder, natürlich auch, dass ich nun Oma werde; und G. stellte mir die Frage, ob ich denn jetzt glücklich wäre.

Ja, ich bin es. Trotz allem, ich bin zufrieden. Es ist nicht alles perfekt, ich habe noch viel vor und muss natürlich auch an der Verbesserung meiner Gesundheit (also sprich: Abnehmen) arbeiten; und ich werde sehr froh sein, wenn ich die Nachlassgeschichten endlich abschließen kann, wann auch immer das sein wird. Aber ich bin zufrieden, ich fahre gern ins Büro, aber noch lieber komme ich in unser heimeliges Zuhause. Ja, ich könnte fast glücklich sein, und mich glücklich schätzen, am Leben zu sein, ziemlich gut zu leben, jedenfalls meistens sorgenfrei. Ich habe meine Familie, einen Job, der mich ausfüllt, auch wenn er manchmal anstrengend ist, ich habe meine Geschichten auf dem Kindle; ja, im Moment geht es mir gut.

Morgen besuchen M. und ich den Bodo Wartke (das ist der, der so schnell Sprichsingt, zB vom Dachdecker mit dem Black & Decker) in Bremen. Das wird sicher lustig. Das bisschen Büro am Vormittag ist da schnell geschafft. Überhaupt bin ich diese Woche jeden Tag superpünktlich aus dem Büro gekommen und habe trotzdem das Gefühl gehabt, viel geschafft zu haben. Das ist ein gutes Gefühl. Ich mag das.

Den Wochenendeinkauf habe ich auf Samstag vertagt, und auch der Samstag Nachmittag ist bereits verplant, denn in Zeiten wie diesen müssen die leisen, die Anständigen laut werden und auf die Straße gehen, gegen rechten Faschismus und Fremdenfeindlichkeit, gegen Nazis, gegen die AFD. Denn Nie wieder ist JETZT! Wir sind schlicht mehr!

Dieser Beitrag wurde unter Blog veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.